Donnerstag, 27. November 2014

Lautlos im Weltraum (1972)

Ein Weltraumklassiker aus den 70er-Jahren in dem Bruce Dern versucht die letzten Erdenpflanzen auf einer Raumstation vor der Zerstörung zu beschützen. Dabei ist er der einzige der Besatzung, der für seine grünen Freunde kämpft, und muss sich deshalb gegen den Rest der Besatzung stellen. Leider bleibt Lautlos im Weltraum aber nicht nur lautlos, sondern auch langweilig:

Lautlos im Weltraum

Originaltitel: Silent Running
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1972
Regie: Douglas Trumbull
Haupt-Darsteller: Bruce Dern, Cliff Potts, Ron Rifkin, Jesse Vint
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 86 Minuten
Kurzbeschreibung: Bruce Dern als Botaniker im Weltall, der sich Befehlen widersetzt um seine geliebten Pflanzen vor der Vernichtung zu retten. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Eine Raumschiffflotte treibt seit einigen Jahren durchs Sonnensystem, an Bord die letzten Pflanzen und Tiere der Erde, welche in einigen gewaltigen Glaskuppeln herangezüchtet werden. Diese konnten nämlich auf dem Blauen Planeten der von der Menschheit übel zugerichtet wurde, nicht mehr länger überleben. Freeman Lowell (Bruce Dern) widmet sich voll und ganz der Aufgabe die Biotope zu erhalten und träumt von einer Erde, auf der es wieder Wälder gibt, die blühen und gedeihen können. Von seinen Kollegen kann man das nicht sagen. Sie hoffen auf einen baldigen Abbruch der sinnlos scheinenden Mission, damit sie wieder zurück nach Hause kehren dürfen. Als die Crew dann von ihren Vorgesetzten den Befehl erhält, das Projekt aufzugeben sieht sich Lowell in einer schwierigen Lage: Kann er verhindern, dass die Kuppeln abgesprengt werden und mit ihnen die letzten Vegetationsräume der ehemaligen Erde im All detonieren?

Lautlos im Weltraum schafft es trotz seiner sehr interessanten Thematik, welche auch heute noch für Diskussionsstoff sorgen sollte, und seiner knappen Laufzeit von nicht einmal 90 Minuten, einfach nicht den Zuschauer zu fesseln und ist vor allem ab dem zweiten Drittel sehr langatmig. Das liegt vor allem daran, dass wir es hauptsächlich nur mit einem Charakter zu tun haben, der vor der Kamera mit ein paar Robotern und Pflanzen interagiert, welche nicht gerade gesprächig sind, und auch nicht groß zur Handlung beitragen. 

Dabei wünscht man sich bei einem makellosen Bruce Dern, welcher hier das Beste aus der sehr monotonen Rolle herausholt, und einer Geschichte, die futuristisch und sehr relevant für die Zukunft der Menschheit scheint, den ganzen Film über, dass er es doch schaffen möge in die Gänge zu kommen. Doch anstatt je wirklich gesellschaftskritisch zu werden oder Spannung zu erzeugen, kreiert der Film nichts außer Löcher in seiner Geschichte: Warum werden Raumschiffe mit Biotopkuppeln ins All geschickt, anstatt auf der Erde oder dem Mond, oder sonst auf einem festen Körper, welche zu bauen? Wo kommen alle Ressourcen her, die verwendet werden? Wer stellt eine Crew zusammen, die zu drei Vierteln aus Menschen besteht, die völlig unqualifiziert für so gut wie jede Art von Arbeit auf dem Raumschiff sind?

Diese und viele weitere Fragen werden vom Film leider nie beantwortet und ein Film, der aufrütteln will, und der einem die Augen öffnen soll, muss mehr können als nur eine Thematik behandeln, er muss sie gut verarbeiten. Genau in diesem Aspekt ist Lautlos im Weltraum komplett unbedeutend und bleibt bis zum Schluss in einer banalen Schwarz-Weiß-Färbung, in der niemand die eigenen Taten oder überhaupt irgendetwas zu hinterfragen scheint. So kommt nicht einmal der Befehl die Biotopkapseln zu zerstören mit irgendeiner Begründung daher, sondern wird einfach so wie er ist hingenommen. Größtes Highlight der idiotischen Orgie an Blödsinn bleibt das Ende, in dem ein langjähriger Botaniker und Pflanzenexperte plötzlich Tage braucht, um zu bemerken, dass Pflanzen Licht benötigen. 

Der Film wird einzig und allein durch für sein Alter tolle Bilder, einen überaus starken Bruce Dern und einen sehr stimmig zusammengestellten Soundtrack gerettet. Zudem gibt es ein paar Bonuspunkte für das sehr witzige Design der Roboter, die einem quasi automatisch ans Herz wachsen. Ansonsten bleibt Lautlos im Weltraum wie schon gesagt leider weitaus enttäuschend, da er aus einer sehr erschreckenden und anregenden Materie einfach nichts macht, sondern banal und extrem langweilig bleibt. Der Klassiker-Faktor bleibt wegen der einzigartigen Idee vielleicht einigermaßen nachvollziehbar, macht aber das löchrige und kaum erklärte Szenario nicht wett.

Wertung: 4/10

Gähnt nach diesem Film laut los: Maxim Braun



Montag, 24. November 2014

Todeszug nach Yuma (2007)

Christian Bale und Russel Crowe in einem Remake des Western-Klassikers Zähl bis drei und bete, in dem ein Farmer einen gefährlichen Strafgefangenen zu einem Zug bringen muss, bevor dessen Kumpanen es schaffen können ihn zu befreien. Guter Neowestern oder unnötiges Remake? Ich habe es nicht geschafft, den Film in vollen Zügen genießen zu können:

Todeszug nach Yuma

Originaltitel: 3:10 to Yuma
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr:2007
Regie: James Mangold
Haupt-Darsteller: Christian Bale, Russell Crowe, Logan Lerman, Ben Foster
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 123 Minuten
Kurzbeschreibung: Wird Christian Bale es schaffen, den Outlaw Russell Crowe zum Todeszug nach Yuma, und damit hinter Schloss und Riegel zu bringen? (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Dan Evans (Christian Bale) wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen auf einer Ranch in Arizona. Da er seinen Fuß im Kriegsdienst verloren hat und kaum genug Geld zum Leben verdient, hat er große Probleme mit seinen Gläubigern zurechtzukommen, die ihm sein Land wegnehmen wollen. Eines unheilvollen Tages wird er Zeuge eines Überfalls auf eine Kutsche der Bahngesellschaft, bei der einige Männer ihr Leben verlieren und der gerissene Ganove Ben Wade (Russell Crowe) und seine Bande eine Menge Geld stehlen. Später in der Stadt erkennen sich beide wieder und Evans bietet bei Wades Verhaftung an, die Eskorte im Austausch für 200 Dollar zu begleiten. Eine lange und beschwerliche Reise zur Bahnstation beginnt, an der Wade mit dem nächsten Zug um 3:10 Uhr ins Gefängnis nach Yuma transportiert werden soll, doch seine Kollegen heften sich schon bald an die Versen der Eskorte...

Zuerst sei gesagt, ich kenne das Original Zähl bis drei und bete aus dem Jahre 1957 nicht und kann deswegen leider auch derzeit noch keinen Vergleich mit dem Remake anbieten. Dennoch betrachte und bewerte ich den Film hier natürlich sowieso als ganz eigenen Film und einfach als das, was er ist. Todeszug nach Yuma profitiert sehr stark von seinen beiden Hauptdarstellern Christian Bale und Russell Crowe. Beide spielen hier toll und vor allem Crowe schafft es, seiner Figur einen tollen Charakter durch sein Spiel zu verleihen und durch seine Performance zu begeistern.

Umso mehr ärgert es mich, wie unfassbar schlecht hier an der Entwicklung der Charaktere gearbeitet wurde. So ist es eben auch wieder vor allem Crowes Charakter, der gegen Ende einfach komplett aus der Rolle fällt. Manche mögen dies einer plötzlichen Sinneswandlung zuschreiben, Andere stören sich daran nicht oder finden es sogar gelungen, für mich ist es fast unerträglich wie unangekündigt und wie unnötig hier die Charaktere einfach komplett unnatürlich zu handeln scheinen und dadurch große Teile der Geschichte einfach vor die Hunde gehen. Und dabei handelt es sich hier um eine durchaus spannende Geschichte, die mit einem guten Drehbuch und einem guten Regisseur wirklich ein Highlight hätte werden können. Doch stattdessen schafft der Streifen es kaum Atmosphäre zu schaffen und dabei hilft auch ein Soundtrack, der so gut wie kaum vorhanden ist, und dessen Oskarnominierung ich unmöglich nachvollziehen kann, nicht aus.

Vor allem gegen Anfang des Films scheint nämlich James Mangold einiges nicht so recht durchdacht zu haben, so kommen mir viele der Anfangsszenen sehr unvorteilhaft gedreht oder geschnitten vor und wollen mich einfach nicht eintauchen lassen, in die Welt, die mir hier angeboten wird. Dabei macht es stets Spaß Bale und Crow zusammen im Bild zu sehen und auch die Dialoge des Films sind zum Teil wirklich gelungen, doch die richtige Chemie kommt einfach nicht auf, eben weil die Charaktere sich so unglaublich irrational und seltsam verhalten. Und bevor mir vorgeworfen wird, ich würde hier unnötig herummeckern, ohne Beispiele zu liefern, will ich das nachholen: Ich bin nicht in der Lage verstehen zu wollen, warum mit einem der meistgesuchtesten Gangster im Wilden Westen umgegangen wird, wie mit einem Kleinverbrecher - vor Allem nachdem er einige Male Anlass dazu gibt, ihm einfach mal den Mund zu schließen, oder doch wenigstens mal seine Handschellen auf den Rücken zu binden, damit er nicht ständig über seine Eskorte herfällt. 

Wie schon gesagt, ist das Ende des Films der Teil, der am wenigsten solide daherkommt. So ergibt weder die besagte Charakterentwicklung Sinn, noch wie Ben Wade damit umgeht. Anstatt seinen Leuten irgendwie mitzuteilen, dass er langsam anfängt mit Evans zu sympathisieren und dass beide gerade zum Zug rennen, lässt er sich munter weiterlaufend von den eigenen Männern beschießen, welche auch nie auf die Idee kommen, den alleine kämpfenden Evans auch nur einmal einzukreisen oder irgendeinen Versuch machen sich ihm zu nähern. Am Ende macht der Film dann noch ein paar viel zu hastige Versuche, irgendwie Authentizität hinter die Handlungen der beiden Hauptakteure zu zaubern und kommt mit einem enttäuschend idiotischen Finale daher, welches uns außerdem die vollkommene Sinnlosigkeit dieser Reise nach Yuma klarmacht und somit den Film selbst bloßstellt.

Todeszug nach Yuma sieht gut aus und hat zwei tolle Hauptdarsteller, ist aber in meinen Augen einfach nicht ausgereift genug geschrieben. So schafft er es einfach nicht, sich so interessant zu gestalten, wie er sein sollte und bleibt an vielen Stellen nicht nachvollziehbar und seltsam konstruiert wirkend. Vor Allem schlägt mir hier eben ein sehr verkorkstes Ende auf den Magen, bei dem irgendwie noch mal alles zusammengepresst werden soll, was man hätte im ganzen Film langfristig entwickeln können. So bleibt er möglicherweise sehenswert für Western-Fans oder Freunde von Bale und Crowe, auch, weil er es trotz seiner deutlichen Defizite schafft, nicht langweilig zu werden, doch insgesamt erreicht Todeszug nach Yuma viel weniger, als er hätte sein können und bleibt für mich am Ende enttäuschend.

Wertung: 5/10

Versteht nur Bahnhof: Maxim Braun




Donnerstag, 20. November 2014

Bei Anruf Mord (1954)

Ein Hitchcockfilm in alter Kammerspiel-Manier, in dem ein Mann einen gewieften Plan entwickelt, um seine Frau aus dem Weg zu räumen. Dabei entwickelt sich eine immer komplexer werdende Geschichte, mit vielen Wendungen, doch schafft es der Klassiker auch heute noch den Zuschauer zu verwirren?

Bei Anruf Mord

Originaltitel: Dial M for Murder
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1954
Regie: Alfred Hitchcock
Haupt-Darsteller: Ray Milland, Grace Kelly, John Williams, Robert Cummings
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 105 Minuten
Kurzbeschreibung: Bei Anruf Mord soll es für Grace Kelly heißen, deren betrogener Ehemann einen raffiniert-diabolischen Plan ausheckt, um seine Frau ins Jenseits zu befördern. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Seit der britische Ex-Tennisspieler Tony Wendice (Ray Milland) seine Sportlerkarriere an den Nagel gehängt hat und nur noch nebenbei etwas Geld verdient, läuft es in der Ehe mit seiner wohlhabenden Frau Margot (Grace Kelly) nicht mehr so richtig prickelnd. Jene beginnt deshalb eine Affäre mit dem Amerikaner Mark (Robert Cummings), welcher sein Geld als Schriftsteller von Kriminalromanen verdient. Als Tony von den Treffen der beiden Wind bekommt, muss er schleunigst einen Plan schmieden, denn lässt sich seine Frau von ihm scheiden, sähe er nichts mehr von ihrem Vermögen und müsste sich einen anstrengenderen Beruf besorgen. Aus diesem Grund baut Tony ein komplexes Lügenkonstrukt auf, um den Tod seiner Frau zu bewirken, ohne selbst unter Verdacht zu stehen, doch schafft er es auch, dass ihm Inspektor Hubbard (John Williams), welcher die Ermittlungen leitet, nicht auf die Schliche kommt?

Bei Anruf Mord schafft es, bis zum Ende Überraschungen aufzutischen. Die Handlung, die auf dem gleichnamigen Theaterstück von Frederick Knott basiert, beschränkt sich weitestgehend auf einen Schauplatz, so wie es bei Hitchcock ja des Öfteren der Fall ist. Überhaupt ist die Geschichte des Films schnell erzählt, doch bleibt ihre Ausführung trotzdem äußerst aufgefächert. So folgt eine komplexe Idee nach der anderen und es entwickelt sich ein herrlich ausgefeiltes und verwirrendes Szenario, bei dem man als Zuschauer aufmerksam dabei sein muss, um es im vollen Umfang nachvollziehen zu können.

Auch schafft es, der von vielen als "Meister der Spannung" gefeierte Top-Regisseur, seinem Ruf mal wieder gerecht zu werden und kreiert einige intensiv dramatische Szenen, welche vor allem von einem stimmungsgeladenen Soundtrack und einer gewohnt markanten Kameraarbeit profitieren, was aufgrund der geringen Location-Wechsel nicht als Selbstverständlichkeit gelten darf. So schaffen es gekonnte Schnitte und auch experimentierfreudige Perspektiven, dass diesem Film Hitchcocks Stil deutlich anzumerken ist. Des Weiteren zieht er einen Vorteil aus den vielen Kleinigkeiten, die oft gar nicht weiter erläutert werden, dies aber auch nicht nötig haben, da sie einfach zeigen, dass hier auf jedes Detail Wert gelegt wurde (zum Beispiel das Entfernen der Fingerabdrücke am Anfang).

Auch schauspieltechnisch ist dieser Streifen äußerst überzeugend, vor allem die Hauptdarsteller Ray Milland und Grace Kelly agieren hier sehr charakterbetont und verkörpern ihre Figuren vor der Kamera sehr gut. Der gewohnte Cameo-Auftritt des Großmeisters selbst bleibt leider bis auf ein eingerahmtes Foto an der Wand aus, doch trotz alledem bleibt Bei Anruf Mord ein wirklich guter Hitchcockfilm, der seine Stärken vor allem eben in der Entfaltung des komplexen Szenarios und den überraschenden Wendungen in der Handlung zeigt und er bleibt dabei stets kurzweilig und unterhaltend.

Hier haben wir es also mit einem Klassiker zu tun, der inzwischen schon mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat und trotzdem noch ausgezeichnet funktioniert. Dieser Film kann mit seinem komplexen Handlungsstrang auch heute noch für einige Verwirrungsmomente sorgen und ist dem Zuschauer scheinbar ständig voraus. Für Fans von Hitchcock sicher ein Muss, doch auch für Leute, denen interessante Kammerspiele oder generell ältere Filme gefallen, ist Bei Anruf Mord sicherlich sehenswert.

Wertung: 8/10

Leidet noch nicht an Rufmord: Maxim Braun



Update: 26.03.2015 - Aufwertung von 7/10 auf 8/10 Punkten
Bei der zweiten Sichtung weiß Bei Anruf Mord immernoch mehr als nur zu begeistern, und hat es sich somit redlich verdient aufgewertet zu werden.

Mittwoch, 19. November 2014

Die Verurteilten (1994)

Für einige gilt Frank Darabonts episches Gefängnis-Drama, über einen wegen vermeintlichem Doppelmord verurteilten Bankier, als einer der besten Filme aller Zeiten. Zudem wurde Frank Darabonts Inszenierung von Stephen Kings Buchvorlage für sieben Oscars nominiert. Kann Die Verurteilten seinem Ruf gerecht werden? Ich beurteile den Film:

Die Verurteilten

Originaltitel: The Shawshank Redemption
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1994
Regie: Frank Darabont
Haupt-Darsteller: Tim Robbins, Morgan Freeman, Bob Gunton, William Sadler
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 142 Minuten
Kurzbeschreibung: Im Drama-Klassiker Die Veruteilten freunden sich Tim Robbins und Morgan Freeman im Gefängnis an. Gemeinsam meistern sie den Alltag hinter Gittern und die sadistischen Wärter. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Eine harte Strafe erwartet den Bankier Andy Dufresne (Tim Robbins), der trotz Beteuerung seiner Unschuld für den Mord an seiner Frau und deren Liebhaber gleich zweimal lebenslänglich verbüßen muss. Dafür kommt er in das berüchtigte Shawshank-Gefängnis, welches bekannt für seine sadistischen Wärter und den selbstherrlichen und strikt gläubigen Direktor (Bob Gunton) ist, die die Gefangenen schikanieren. Dort gerät Andy schnell ins Visier zwielichtiger Insassen, die ihm nichts Gutes wollen und ihm das Leben schwer machen. Einzig und allein die Freundschaft zu Mithäftling Red (Morgan Freeman), welcher ein Experte im Beschaffen von allerlei Dingen ist, scheint ein Lichtblick für ihn zu sein im unbarmherzigen Gefängnis-Alltag. Doch als Andy beschließt, nicht mehr nur schweigend zuzuschauen und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, schafft er es, sich für alle Gefangenen unvergesslich zu machen.

Und genau das schafft Die Verurteilten auch für den Zuschauer zu werden: unvergesslich. Dieser Film ist einzigartig und glänzt in jeder Kategorie, nichts gibt es, was ich an ihm wirklich kritisieren mag. So fangen wir bei einem erstklassigen Cast an, bei dem vor allem die beiden Hauptdarsteller Robins und Freeman besonders herausstechen. Tim Robins schafft es hier zu beweisen, dass ihm viel mehr Aufmerksamkeit in der Branche zukommen sollte, denn er ist einfach grandios und ich würde ihn sehr gerne in so vielen weiteren starken Rollen sehen. Morgan Freeman bestätigt einmal mehr, dass auch er nicht zu Unrecht zu den Größen der Charakterdarsteller in Hollywood gehört, und geht perfekt in seiner Rolle auf. Auch Bob Gunton und andere Nebendarsteller, wie zum Beispiel der verstorbene James Whitmore, welcher hier die Rolle des "Knast-Urgesteins" Brooks verkörpert, geben eine fabelhafte Performance ab, der es an nichts mangelt. 

Durch solch atemberaubende Leistungen baut der Film eine fantastische Atmosphäre auf, begleitet von einem gefühlvollen und stimmigen Soundtrack, komponiert von Thomas Newman, der ja auch schon oft beweisen konnte, dass er zu den besten Komponisten für Filmmusik gehört (so liebe ich zum Beispiel auch die Soundtracks von American Beauty und Road To Perdition). Der Film schafft wenige wirklich bombastische Bilder, aber er kreiert mit exzellenter Kameraführung auf kleinem Raum viele gute und bemerkenswerte Szenen, die glaubhaft das Leben im Gefängnis verdeutlichen. Um authentisch zu bleiben, kommt Die Verurteilten ohne überspitzte Gewaltdarstellungen aus, lässt den Zuschauer aber zu jeder Zeit wissen, was passiert und versucht nichts zu vertuschen. So wird Andy oft verprügelt, während die Kamera langsam wegfährt und ihn seinem Schicksal überlässt.

Die wahre Brutalität des Films aber ist die Darstellung der ewigen Routine und der psychischen Probleme, die bei einem jahrzehntelangen Aufenthalt hinter Gittern natürlich im Vordergrund stehen. Dabei stellt der Film all dies stets interessant dar, ohne das sich Szenen repetitiv zu wiederholen scheinen. Wir freunden uns immer mehr mit unseren beiden Hauptdarstellern an, scheinbar einfach ignorierend, dass die beiden des Mordes bezichtigte Strafgefangene sind. Dies ist wohl vor allem auch der Chemie zwischen den Charakteren zu verdanken, die einen Großteil der Stimmung des Filmes ausmacht.

Der Aufbau dieser Sympathie zu den Hauptdarstellern liegt natürlich auch am Szenario. So werden für uns Andy und Red immer interessanter, desto mehr wir über sie erfahren und umso mehr wir merken, wie trist und unfair das Leben als Gefangener doch ist und wie sie doch alles hinnehmen, sich eingestehend, dass sie dies ja vielleicht verdient haben. Der Film baut vor allem auch viele interessante Gedankengänge auf, wie das Infragestellen des Wortes Resozialisierung, oder die Rolle der Hoffnung in einer scheinbar aussichtslosen Situation. Viele der tollen Dialoge und eben auch die ganze Geschichte an sich stammen ja letzten Endes aus Stephen Kings Novelle "Rita Hayworth and Shawshank Redemption", die als Vorlage für den Film diente, und hier toll verfilmt wurde. Ich als großer King-Fan bin wirklich erstaunt, wie viel der Film hier doch schafft aus der nur knapp 150 Seiten langen Erzählung herauszuholen.

Als Fazit steht fest, Die Verurteilten ist für mich ein zeitloses Meisterwerk! Dieser Film darf in der Top 10 meiner Lieblingsfilme auf keinen Fall fehlen und überrascht mich jedes Mal erneut. So schafft er es, mich mit seinen sympathischen Hauptcharakteren mitfühlen zu lassen und ihre Freundschaft zu genießen, gleichzeitig aber auch, an gewissen Stellen einen Kloß in meinen Hals zu zaubern und verdammt bitter zu sein. Der Film vermittelt eine wunderbare Botschaft und baut ein fabelhaftes Finale auf, welches zwar große Überraschungen weitestgehend ausspart, aber einfach so rührend ist, dass die Freudentränen noch nach dem Anfang der Credits in den Augen schwimmen. Ich kann diesen Film somit wirklich nur jedem sehr ans Herz legen, da er zu meinen absoluten Favoriten gehört und sich diese Stellung auch redlich verdient hat.

Wertung: 9/10

Will immer fair urteilen: Maxim Braun


Sonntag, 16. November 2014

Garden State (2004)

In Zach Braff's Regiedebüt, in dem er gleichzeitig als Hauptdarsteller agiert, kehrt ein Mitzwanziger in seine Heimat zurück und muss sich mit alten Wunden auseinandersetzen, um mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen und sein Glück finden zu können.

Garden State

Originaltitel: Garden State
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2004
Regie: Zach Braff
Haupt-Darsteller: Zach Braff, Natalie Portman, Peter Sarsgaard, Ian Holm
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 102 Minuten
Kurzbeschreibung: Ein erfolgloser Schauspieler der seit 9 Jahren nicht mehr zuhause war kehrt zur Beerdigung seiner Mutter in seine alte Heimat zurück. Dort erwarten ihn nicht nur all die bekannten Gesichter seiner Vergangenheit, sondern auch die mysteriöse Sam, mit der er sich schnell anfreundet. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Andrew Largeman (Zach Braff) weiß nicht wirklich wo er steht und wo er hin will. Seit 9 Jahren ist er von Zuhause weg um in Los Angeles Schauspieler zu werden und hat seine Eltern seitdem nicht mehr gesehen. Dabei läuft seine Karriere eher weniger erfolgreich, so bleibt seine bekannteste Rolle die eines behinderten Footballspielers und er jobbt mehr in Restaurants, als dass er bei Castings viel Erfolg hat. Eines Morgens erhält er von seinem Vater (Ian Holm) einen Anruf, in dem dieser ihm mitteilt, dass seine Mutter gestorben ist und er ihn nach Hause bittet. Andrew macht sich also auf den Weg und kehrt in den lange verlassenen Ort seiner Jugend zurück, trifft alte Bekannte und versucht mit seinem Vater klar zu kommen, doch irgendwie fühlt er bei all dem rein gar nichts. Das ändert sich rasch, als er der aufgedrehten Samantha (Natalie Portman) begegnet, die im schnell ans Herz wächst, und Andrew muss sich fragen, was er eigentlich will.

Garden State ist ein sehr charmanter Film. Vor allem im ersten Drittel kommt er mit einem sehr leisen Humor daher, der gerade durch allbekannt erzwungene Gespräche und Situationen sehr authentisch bleibt. Das mag seltsam klingen, aber der Film zeigt so viel realistische Dialoge, die wir wohl alle aus langweiligen Familienfeiern und dem Treffen von alten Bekannten kennen, dass er genau den Ton trifft. So bringt Zach Braff das Gefühl, der Entfremdung der eigenen Vergangenheit sehr gut rüber und tischt hier einen Film auf, der einem selbst auch einige Fragen aufwirft.

Das ganze ist weder eine Komödie noch ein Drama, sondern einfach irgendetwas dazwischen, irgendwie eine Art Selbstfindungstripp der den Zuschauer weniger mitreißt oder berührt, dabei aber umso mehr gebannt dem Geschehen folgen lässt. Seinem Stil ist es zu verdanken, dass Garden State einfach anders ist, zwar keine wirklich originelle Geschichte hat, aber durch seine so alltäglichen und doch so charismatischen Bilder es einfach schafft, über 102 Minuten komplett kurzweilig und doch im Gedächtnis zu bleiben. So braucht man keine großen Gefühle zu erwarten, auch keine verzwickte Geschichte die sich langsam auflöst, oder überhaupt irgendwie eine wirkliche Überraschung, doch genau dadurch, dass er irgendwie so klein und unscheinbar bleibt brennt sich der Film umso mehr ins Herz.


Ehren muss man hier vor allem die beiden Hauptdarsteller Zach Braff, der ja hier auch gleichzeitig sein Regiedebüt gibt und am Drehbuch mitwirkte, und eine fantastische Natalie Portman. Beide sind hier wirklich toll und bauen eine super Chemie zueinander auf. Braff hat diese Rolle im Gesicht stehen und es würde mich nicht wundern, wenn hier auch einiges an autobiographischem Material in den Film mit einfloss, doch vor allem Portman weiß mich durch ihre so einfache und doch wundervolle Performance zu beeindrucken. So gibt es kaum Szenen in denen hier irgendwie die schauspielerische Glanzleistung hervorsticht, mehr wirkt eben einfach der ganze Film stimmig und an keiner Stelle sehe ich wirklich störende Kanten. Desweiteren hat Braff hier einen tollen Soundtrack zusammengestellt aus vielen Künstlern die dann auch in der Serie "Scrubs", mit der er ja seinen großen Durchbruch schaffte, oft verwendet wurden und die einfach toll in die Atmosphäre des Streifens passen, in dieses melancholisch Fremde, der zurückgelassenen Vergangenheit.

Garden State revolutioniert überhaupt nichts, hat wenig herausstechenden Szenen, Schauspieler oder Dialoge, ist aber einfach so stimmig und atmosphärisch, dass er all das auch gar nicht nötig hat. Mehr begeistert dieser Film eben genau durch jenen Minimalismus und seine kleinstädtische Art, die uns alle wohl irgendwie bekannt ist und wirft auch im Zuschauer die Frage auf, wie das mit dem Glücklichsein funktioniert. Dabei ist es etwas schade mitanzusehen, dass die Geschichte gegen Ende doch ein wenig zu sehr Richtung Hollywoodkitsch abdriftet. Der Film bleibt die ganze Zeit über sehr ruhig, ziemlich langsam und doch äußerst situationskomisch, ist also vielleicht nichts für den, der hier eine Komödie voller Lacher erwartet, sondern eher für die, die einen kleinen und doch nachdenklichen Film genießen können und wollen. Für mich ist Garden State ein kleiner Stern am Filmhimmel.

Wertung: 7/10

Ein Garden State im Walde ganz still und stumm: Maxim Braun



Donnerstag, 13. November 2014

Schmetterling und Taucherglocke (2007)

Ein Mann, der nach einem Unfall nichts bewegen kann, außer seinem linken Auge. Ein Mensch der in sich selbst gefangen ist, der seine Gedanken nicht aussprechen kann und der sich wohl kaum einsamer und verlorener fühlen könnte. Eingefangen in einen Film der tief in seine Gedanken eintaucht:

Schmetterling und Taucherglocke

Originaltitel: Le Scaphandre et le papillon
Produktionsland: Frankreich / USA
Veröffentlichungsjahr: 2007
Regie: Julian Schnabel
Haupt-Darsteller: Mathieu Amalric, Emmanuelle Seigner, Marie-Josée Croze, Anne Consigny
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 112 Minuten
Kurzbeschreibung: Schmetterling und Taucherglocke erzählt von einem Mann, der seit einem Schlaganfall am Locked-In-Syndrom leidet. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Jean-Dominique Bauby war französischer Journalist, Autor und Chefredakteur des französischen Magazins "Elle", bevor er am 8. Dezember 1995 einen Schlaganfall erleidet und ins Koma fällt. Nach seinem Erwachen kann der 43-jährige nicht mehr sprechen und ist überall am Körper gelähmt, mit Ausnahme seines linken Auges. Dies ist so tatsächlich passiert und von Bauby, der hier von Mathieu Amalric gespielt wird, in einen Roman verarbeitet worden. Der Film erzählt den Prozess nach seinem Aufwachen, die Probleme mit denen er leben muss und das "Diktieren" des Buches, was er durch eine Art Zeichensprache durch sein Blinzeln vollbrachte, als Verfilmung eben jenes Romans von Bauby.

Schmetterling und Taucherglocke ist ein gewaltiger Film. Er begibt sich thematisch in eine so dermaßen schreckliches Szenario und das, aus erster Hand der Person erzählt, die das alles wirklich erlebt hat. Allein dieser Fakt verleiht dem ganzen ein so hohes Level an Authentizität und erschreckender Ehrlichkeit, das man so leider nur allzu selten in Dramen geboten bekommt. Der Film wirkt dadurch an keiner einzigen Stelle auch nur irgendwie klischeemäßig und versucht sich gar nicht erst irgendwo einzuordnen. Man tut hier nicht Unrecht, dies als ernsthaftes Kunstwerk zu bezeichnen, als ein bewegendes Erlebnis voller toller Bilder und Monologe, die einen zum Nachdenken anregen.

So zeigt uns Regisseur Julian Schnabel auf der einen Seite immer wieder schockierende Bilder aus der Realität - wie die aus Bauby's Perspektive gefilmte Szene, in dem ihm sein Auge zugenäht wird - und auf der anderen Seite tolle Fantasiewelten, die sich der gelähmte in seinem inneren Exil aufbaut. Bildgewaltig kommt Schmetterling und Taucherglocke somit daher und versucht auf groteske Weise irgendwie zu übermitteln, wie es sich anfühlen muss in Bauby's Haut zu stecken. So ist überhaupt ein Großteil der Szenen sozusagen aus seinen Augen Beobachter des Geschehens.

Doch beobachtet er nicht nur, nein er kommentiert auch alles was passiert mit einer inneren Erzählerstimme, die gekonnt mit solch einer selbstironischen Distanz agiert, dass alles einfach so echt wirkt und man diese Person, die man überhaupt nicht kennt und die nichtmal sprechen kann, die nicht einmal auch nur einen Funken von Mimik zeigen kann, lieb gewinnt und sich mit ihr anfreundet. Immer wieder werden wir zudem ruckartig in Bauby's Vergangenheit entrissen, in sein Leben vor dem Unfall, und lernen diesen Menschen kennen, der doch so unperfekt ist wie wir alle, bevor wir wieder ohne Vorwarnung in der bitteren Realität sind. Fantastisch wird das ganze von einem leisen aber deutlichen Klaviersoundtrack umhüllt, der zu den richtigen Stellen hinzukommt und hin und wieder sind auch einige populäre Lieder, vor allem auf französisch, zu hören, die die Szenen beschmücken.

Es handelt sich hier um einen durchaus anspruchsvollen Film, der der Thematik und der Geschichte gerecht wird und einem die Augen öffnet. Ein so tiefer Blick in eine noch nie gesehene Perspektive ist noch niemandem so gut gelungen, zumindest nicht dass ich wüsste. Dieser Film ist ein Film, in dem es um die Gefühle geht, um die Bilder und die Worte die so schön melancholisch, so traurig und so erfrischend aufrichtig sind. So konnte ich in manchen Szenen ein Lachen nicht unterdrücken, in anderen musste ich mich zusammenreißen um nicht in Tränen auszubrechen. So wenig man auch von Mathieu Amalric zu sehen bekommt, was gezeigt wird macht er großartig. Auch sehr positiv hervorzuheben sind die weiblichen Nebendarsteller, die sich hier mit Bauby befassen, bestehend aus seinen Ärztinnen, seiner Ex-Frau und der Reporterin, die sein Buch niederschreibt, denn sie alle sind toll anzusehen und geben super Performances ab.

Schmetterling und Taucherglocke ist ein atemberaubendes Werk, ein Film der noch lange in den Gedanken nachhallt, der einen nachdenklich macht und der sich auch stark verpackt. Ohne Angst sich der schwierigen Thematik zu stellen und mit Mut zu Experimentellem und Innovativem ist dies ein Film, der für mich etwas ganz eigenes darstellt. Vielleicht nicht unbedingt etwas für jedermann, doch für alle Filmfans die da draußen etwas an nachdenklichem, realistischen und tragischem Stoff Gefallen finden, sollte dieser Film genau das Richtige sein. Für mich war er auf jeden Fall ein wunderschönes Erlebnis.

Wertung: 8/10

Hat Schmetterlinge im Bauch: Maxim Braun



Mittwoch, 12. November 2014

Extrem laut und unglaublich nah (2011)

Der elfjährige Oskar verfolgt das letzte Rätsel seines Vaters, der vor einem Jahr am 11. September ums Leben kam. Dabei stößt er auf einige Leute, die ihre ganz eigene Geschichte haben, doch schafft der Film es auch extrem gefühlvoll oder nur unglaublicher Kitsch zu sein?

Extrem laut und unglaublich nah

Originaltitel: Extremely Loud and Incredibly Close
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2011
Regie: Stephen Daldry
Haupt-Darsteller: Thomas Horn, Tom Hanks, Sandra Bullock, Max von Sydow
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 129 Minuten
Kurzbeschreibung: Extrem laut und unglaublich nah erzählt die Geschichte des elfjährigen Oskar, der seinen Vater durch die Anschläge des elften September verliert und auf seine eigene Art mit Trauer umgeht. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Oskar Schell (Thomas Horn) ist kein gewöhnlicher Junge, das merken wir schon ziemlich früh im Film. Er ist intelligent, fürchtet sich allerdings vor vielen Dingen, zum Beispiel vor dem Überqueren von Brücken, oder auch davor sich auf eine Schaukel zu setzen. Sein Vater Thomas (Tom Hanks) war für ihn immer sein bester Freund, bis dieser beim Anschlag auf das Worl Trade Center am 11. September 2001 ums Leben kam. Das Hobby von Oskars Vater war es, ihm Rätsel zu stellen und ihn auf eine Art Schnitzeljagd zu schicken, bei der er viel kombinieren musste, um an sein Ziel zu gelangen. Als Oskar ein Jahr nach dem tragischen Ereignis einen Hinweis in Form eines Schlüssels findet, beginnt eine lange Suche nach dem passenden Schloss und möglicherweise auch nach der Lösung des letzten Rätsels seines Vaters und nach etwas, dass Oskar nach dessen Tod bleibt.

Extrem laut und unglaublich nah erzählt die bewegende Geschichte eines Jungen, der merkt, dass er seinen toten Vater immer mehr verliert und der nach einer Möglichkeit sucht, ihm wieder näher zu kommen. Die Story ist sehr interessant und baut einige schöne Ideen, sowie auch einige tolle Storywendungen auf. Die Dialoge sind zum großteil gut geschrieben und beinhalten auch einige bedeutend gute Gedanken und Metaphern - wie Oskars Vergleich der letzten Strahlen der gestorbenen Sonne mit der Erinnerung an seinen Vater - welche dem Film gut tun und ihn ernsthafter machen. Der Soundtrack drängt sich nicht näher auf, bleibt aber stimmig und die Bilder sind zum Großteil gut gefilmt und stimmig, doch schafft der Film es leider nicht, auf ganzer Linie die richtige Stimmung zu erzeugen.

Vor allem im ersten Drittel des Films wirken die Charaktere und ihre Handlungen und Gespräche zu wenig menschlich, zu sehr gekünstelt und unehrlich. So ist viel zu wenig Chemie zwischen Thomas Han, Tom Hanks und Sandra Bullock, und was als glückliche, wenn auch schräge Familie dargestellt werden soll, wirkt sehr unbeholfen abgefilmt und unauthentisch. So hätten mir allgemein mehr Szenen in denen Sandra Bullock auch mal im Familienleben auftaucht gefallen, oder auch weniger affige und ernstere Szenen zwischen Vater und Sohn. Desweiteren verstehe ich nicht, warum man ein ganzes Jahr nach dem 11. September einfach aus dem Film schneidet, anstatt mehr auf die Beziehung zwischen Mutter und Sohn einzugehen und wie beide mit dem Verlust umgehen. Oft wirkt das Zusammenspiel hier aber leider kitschig und aufgesetzt und Chancen den Figuren mehr Tiefe zu verleihen werden ausgelassen.

Was mir an Chemie zwischen Sohn und Eltern fehlt, sehe ich perfekt umgesetzt ab dem Mittelteil des Films, als Max von Sydow - welcher für seine Rolle hier für den Oskar nominiert wurde - als stummer Untermieter von Oskars Großmutter die Leinwand betritt und jenen bei seiner Suche unterstützt. Die Szenen mit den beiden funktionieren sehr gut und machen einige vorige Fehler des Films wieder gut. Es macht viel Spaß die beiden tollen Schauspieler als so unterschiedliches Gespann zusammen vor der Kamera zu sehen, in einem Wechsel aus rührenden und lustigen Momenten, mit harten und realistischeren Szenen, die dem ganzen Film etwas von seiner Harmonie nehmen, was auch notwendig ist. So kommt einem der Film in diesem Teil endlich mal echter und greifbarer vor als zu Beginn, und das tut ihm sehr gut.

Gegen Ende schafft der Film es sogar noch einige Male Gänsehaut bei mir auszulösen und zündet emotional ziemlich gut, dennoch wäre auch hier mehr drinnen gewesen. Wie schon gesagt hätte mehr Chemie zu einer deutlichen Steigerung der Qualität des Streifens beigetragen. Unter anderem muss ich auch manche Entscheidungen des Regisseurs oder der Drehbuch-Adapteure der Buchvorlage hinterfragen, so finde ich, dass Oskars Off-Komentare, die den ganzen Film begleiten an vielen Stellen nicht nötig wären und nicht positiv zum Film beitragen. Trotz allem schafft es Extrem laut und unglaublich nah mehr als zwei Stunden zu unterhalten und hat einige schöne Momente, die diesen Film durchaus interessant machen, vor allem eben für alle, die sich für seine Thematik interessieren.

Wertung: 6/10

Nicht extrem gut und  auch nicht unglaublich schlecht findet diesen Film: Maxim Braun




Dienstag, 11. November 2014

A.I. - Künstliche Intelligenz (2001)

Hayley Joel Osment als Roboterkind, das in einer Hommage an das Märchen von Pinocchio nichts mehr sehnt, als die Liebe seiner Adoptivmutter. Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Junge eine weite Reise auf sich nehmen.

A.I. - Künstliche Intelligenz

Originaltitel: A.I. Artificial Intelligence
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2001
Regie: Steven Spielberg
Haupt-Darsteller: Hayley Joel Osment, Jude Law, Frances O'Connor,
William Hurt
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 146 Minuten
Kurzbeschreibung: A.I. – Künstliche Intelligenz von Steven Spielberg versetzt den Zuschauer in eine Zukunft, in der Roboter mit Gefühlen das Leben von Menschen erfüllen sollen. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Der Film beginnt mit einer einfachen, und doch verhängnisvollen Idee: Warum nicht einen Roboter schaffen, der nicht nur ein lebloses Spielzeug ist, sondern der fähig ist wahre Liebe zu spüren? Der Gedanke wird verwirklicht, und es entsteht David (Hayley Joel Osment), ein kindlicher Roboter, der einmal geprägt, für immer nach der Liebe seiner Mutter strebt. Die ideale Testfamilie für den ersten Versuch ist schnell gefunden: Monica (Frances O'Connor) und Henry Swinton (Sam Robards) haben einen Sohn, der seit 5 Jahren im Koma liegt und dessen Chancen auf Heilung Tag für Tag schlechter werden. Da es seiner Frau immer schlechter geht beschließt Henry, es könne nicht schaden es zumindest auszuprobieren, und nimmt das Angebot an, worauf beide David behalten und schließlich auch prägen. Dummerweise erwacht bald darauf der Sohn der beiden wieder und es kommt zu einigen Missgeschicken, die die Familie dazu veranlasst David wieder loswerden zu wollen. Jener begibt sich darauf auf eine lange Reise, um herauszufinden, wie aus einem Roboter ein Mensch werden kann, um zurück zu seiner Familie zu gelangen.

Ich finde es mutig was Spielberg hier versucht hat. Man kann ja viel sagen, doch dieser Versuch ein Märchen mit einem futuristischen Szenario zu kombinieren, und das ganze einerseits kinderfreundlich zu gestalten und auf der anderen Seite auch irgendwie realistisch und emotional zu bleiben, ist schwer und ihm hier zumindest einigermaßen gelungen. Er hat es wirklich versucht einer alten Geschichte hier neues Leben einzuhauchen, indem er sie mit einer interessanten und irgendwie beängstigenden Thematik verbindet und hat dadurch einen sehr verrückten und ungewöhnlichen Film geschaffen. Leider kann ich nicht behaupten, dass er mir gut gefällt.

Wie gesagt ist der Grundplot wirklich interessant und man darf gar nicht versuchen bei diesem Film viel zu hinterfragen, da er eben mit einem sehr märchenhaften Charakter daherkommt, doch allein der Anfang ist mir schon viel zu voll an kitschigen Klischees, nicht nachvollziehbaren Handlungen der Charaktere und zu vorhersehbaren Geschehenissen. So ist es zwar wirklich nett anzusehen, wie sich eine Mutter versucht an ein Roboterkind zu gewöhnen, doch so fehlen mir hier entweder mehr Szenen, in denen sie um ihren vermeintlich verlorenen Sohn trauert, oder eben welche, in denen man ihr tatsächlich anmerkt wie langsam eine Beziehung zwischen ihr und David entsteht, um die Charaktere mehr verstehen zu können. Auch der Vater bleibt in keinem Moment nachvollziehbar, so scheint ihm sowieso alles einfach nur egal zu sein.

Wirklich Spaß machte der Film mir erst, als Jude Law das erste Mal den Bildschirm betrat. Er liefert hier eine tolle Performance als ein ausgestoßener und von der Polizei gesuchter Liebesroboter ab, der ständig verrückt herumspringt und versucht David zu helfen. Überhaupt ist die Chemie zwischen Law und Osment, welcher auch eine tolle Performance zeigt, wirklich toll anzusehen und ich hätte mir mehr davon gewünscht. So nimmt der Film in der Mitte etwas Fahrt auf und ist an einigen Stellen wirklich gut, bis dann ein wirklich ernüchternd schlechtes Finale kommt. Ich werde natürlich jetzt nicht im Detail spoilern was genau passiert, doch ist es so dermaßen aus dem Kontext gegriffen und passt meiner Meinung nach überhaupt nicht in den Film, dass ich nicht nachvollziehen kann, was Spielberg sich hierbei gedacht hat. Zudem dauert das eigentliche Ende einfach viel zu lang und während man schon mit dem Film abgeschlossen hat will er einfach nicht Schluss machen.

Als Fazit muss ich letzenendes sagen, dass mich A.I. - Künstliche Intelligenz enttäuscht hat. Zwar spielen hier zwei tolle Schauspieler zusammen und der Film macht im Mittelteil teilweise wirklich Spaß, doch sowohl Anfang, als auch vor allem das Ende machen mir wirklich Probleme dabei, diesen Film zu mögen. Schließlich fand ich Spielbergs Idee, die er von Stanley Kubrik - dem er den Film auch widmete - kurz vor dessen Tod übergeben bekam, wirklich interessant, aber den Film der daraus wurde leider nicht. Er hat hier versucht ein modernes Märchen zu erschaffen, und wäre er nicht mit diesem aus meiner Sicht total verhunzten Ende angekommen, wäre das vielleicht auch ansatzweise annehmbar geworden. Tja, wems gefällt dem solls gerne gefallen, mein Film war das hier nicht.

Wertung: 4/10

Sagt zu dem Ende nur A.I. Karamba: Maxim Braun




Sonntag, 9. November 2014

Nicht auflegen! (2002)

Colin Farrell bangt in einer Telefonzelle um sein Leben und das derer die ihm lieb sind, in einem Film, der sich auf eine Location beschränkt. Schafft der Film es trotzdem spannend genug zu sein, dass der Zuschauer in der Leitung bleibt?

Nicht auflegen!

Originaltitel: Phone Booth
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2002
Regie: Joel Schumacher
Haupt-Darsteller: Colin Farrell, Forest Whitaker, Kiefer Sutherland,
Katie Holmes
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 81 Minuten
Kurzbeschreibung: Colin Farrell als gewiefter New Yorker Geschäftsmann, der es in einer Telefonzelle mit einem psychopathischen Scharfschützen am anderen Ende des Hörers zu tun bekommt. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Im Thriller Nicht auflegen! steht Stu Shepard (Colin Farrell) im Mittelpunkt der Geschehnisse. Der ambitionierte und egoistische Geschäftsmann manipuliert den ganzen Tag über seine Kunden, Partner und auch seine Ehefrau (Radha Mitchell) mit Halbwahrheiten und leeren Versprechen, nur um sich selber einen Vorteil dadurch zu verschaffen. In der letzten öffentlichen Telefonzelle der 53. Straße in Manhattan führt er zudem seit Tagen Gespräche mit seiner heimlichen Geliebten Pamela (Katie Holmes), damit ihre Unterhaltungen nicht auf seiner Handyrechnung auftauchen. Als das Telefon nach einem jener Gespräche klingelt, nimmt Stu aus Gewohnheit den Hörer ab, doch nun ist nicht Pamela an der anderen Seite der Leitung, sondern ein Mann, der alles über Stu und seine Intrigen zu wissen scheint und der ihm damit droht ihn zu erschießen, sollte er den Hörer auflegen. Ein psychopathisches Katz und Maus-Spiel beginnt, dass bald seinen ersten Tribut zollt.

Larry Cohen, der hier als Screenwriter tätig war, hat seine Idee eines Filmes, der die ganze Laufzeit in einer Telefonzelle spielt, schon seit den 60er Jahren, als er sie Alfred Hitchcock mitteilte. Auch dieser war begeistert von der Idee, doch kam keinem der beiden der Entscheidende Gedanke für die Umsetzung des Szenarios, welches den Aufenthalt in der Telefonzelle interessant gestalten würde. 30 Jahre später hatte Cohen die Idee des Scharfschützen, brachte sie schnell zu Papier in Form eines Drehbuchs und ein Film wurde in bahnbrechenden 12 Tagen zu ende gedreht und kam mit einem Minimum an Produktionskosten in die Kinos. Man merkt Nicht auflegen! in seiner Kürze von nur 81 Minuten natürlich sofort an, dass nicht viel Aufwand hinter dem Streifen steckt und dass das ganze auf einen möglichst kurzweiligen Spannungskracher herauslaufen soll, doch leider funktioniert nicht alles wie geplant.

Dem Film gelingt es, durch einige gute Ideen und Wendungen durchaus ein gewisses Maß an Spannung aufzubauen, vor allem gegen Ende funktioniert das wirklich gut. So gibt es einige interessante Überraschungen, von denen man auch manche wirklich nicht kommen sieht. Allerdings bleibt der Haupt-Twist am Ende relativ fade und löst sich so schnell selbst auf, dass die Frage im Raum bleibt, ob er überhaupt notwendig ist. Insgesamt hinterließ der Film bei mir auch den Eindruck, dass er viele tolle Konzepte hat, diese aber so schnell und oberflächlich abarbeitet, dass kaum Zeit bleibt länger über irgendetwas nachzudenken. Man sieht ihn sich kurz an und ist irgendwie genauso schlau wie vorher.

Im Gegensatz dazu kommt einem der Film selbst zu lange vor. Die Verantwortlichen wussten genau, warum sie den Film auf so eine Kürze schnitten, denn länger würde man dieses Kammerspiel in der Telefonzelle wohl kaum aushalten. Ich selbst war ungefähr ab dem zweiten Drittel des Films schon langsam gelangweilt von Nicht auflegen!. Dabei haben schon andere Filme wie eben von jenem Alfred Hitchcock Das Fenster zum Hof oder Die 12 Geschworenen von Sidney Lumet bewiesen, dass solche Kammerspiele durchaus gut funktionieren können, auch wenn sie fast zwei Stunden dauern. Bei Nicht auflegen! war für mich leider kurz vor Schluss schon langsam die Luft raus und ich fragte mich, wie lange es noch dauern möge, bis die Credits über den Bildschirm rollen.

All diese Fehler sind wirklich schade, da sie einige gute Ideen und Konzepte eben leider herunterziehen. So ist das Szenario ja äußerst interessant und lässt viele Möglichkeiten offen, an denen ich Cohen gerne mehr Zeit gegeben hätte, sich ausführlicher mit dem Thema zu befassen, anstatt eine schnelle Idee endlich zu verwerten, damit sie nicht mehr in seinen Gedanken herumspukt. So kommt es für mich nämlich herüber. Der Film wird aufgewertet durch einen wirklich guten Cast, vor allem will ich hier einen super Colin Farrell hervorheben und Kiefer Sutherlands tolles Voice-Acting, dass man natürlich nur in der Original-Fassung des Filmes hört. Zudem mag ich eben das Konzept selbst ziemlich gerne und fand auch einige Entwicklungen ziemlich interessant. Letztenendes ist Nicht auflegen! also wirklich kein schlechter Film, verschenkt aber einfach zu viel von seinem Potential.

Wertung: 5/10

Geht heute in die Disco und legt nicht auf: Maxim Braun


 

Interstellar (2014)

Der neue Film von Mindfuck-Regisseur Christopher Nolan. Schafft er es wieder einmal schwarze Löcher in unseren Hirnen zu erzeugen, oder ist der Filme reine Zeit- und Raumverschwendung? Ich war im Kino und habe folgendes zu berichten:

Interstellar

Originaltitel: Interstellar
Produktionsland: Großbrittanien / USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Christopher Nolan
Haupt-Darsteller: Matthew McConaughey, Anne Hathaway, Jessica Chastain, Michael Caine
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 169 Minuten
Kurzbeschreibung: Interstellar ist das erste Projekt von Christopher Nolan nach dem Abschluss der Dark-Knight-Trilogie und handelt von einer Gruppe von Wissenschaftlern, die die Reise durch ein Wurmloch wagen. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Zunächst einmal: Wer sich schon sicher ist, dass er sich diesen Film ansehen will, dem rate ich wirklich davon ab, dieses Review zu lesen. Ich meine das vollkommen ernst, es gibt einige Dinge an diesem Film, die man schwer beschreiben kann ohne dem Zuschauer etwas vorwegzunehmen, also seien sie vorsichtig sehr geehrter Leser!
Danke falls sie doch weiterlesen, ich hoffe sehr sie bereuen es nicht, wenn doch tut es mir Leid, doch ich werde mein bestes geben meine Eindrücke zu vermitteln, ohne ihnen das Filmerlebnis zu vermiesen:

Ein Blick in die Zukunft: Klimawandel und der falsche Umgang mit natürlichen Ressourcen hat die Welt, wie wir sie heute kennen, einem harten Wandel unterzogen: Immer mehr Pflanzen sterben aus, weswegen ein Großteil der Menschen wieder als Farmer arbeiten muss, um die Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten. Zudem walzen immer wieder Sandstürme durch die trockene und verunreinigte Luft. Die Erde ist ein Planet geworden, der nicht mehr allzu lange als Lebensraum für die Menschheit geeignet sein wird. Einer der Bewohner dieses unwirtlichen Schauplatzes ist Cooper (Matthew McConaughey), der mit seinem Vater, seinem Sohn und seiner Tochter auf seiner Farm lebt. Durch einige rätselhafte Ereignisse entdeckt Cooper ein geheimes Gelände, auf dem sich die NASA, vor der Öffentlichkeit verborgen, einem Projekt namens "Lazarus" widmet. Cooper, der einmal bei der NASA als Astronaut gearbeitet hat, bis diese wegen Kostengründen angeblich aufgelöst wurde, soll nun mit einer Crew in einem Raumschiff nach der letzten Hoffnung der Menschheit suchen: Einem neuen Planeten. 

Wie schon gesagt ist es schwer viel über Interstellar zu reden ohne zu spoilern, doch ich werde wirklich versuchen mein Bestes zu geben. Zuerst kommen wir zur Technik: Interstellar zeigt beeindruckende Bilder, wie man sie bisher so noch nie gesehen hat und wie sie einem sicherlich noch Tage lang im Gedächtnis herumschwirren. Dazu zählen fantastische Darstellungen von einzigartigen Planeten, Wurmlöchern und anderen äußerst skurrilen Kulissen. Die Effekte sind spitzenklasse und sollten auf jeden Fall für eine Oskarnominierung ausreichen. Genauso sind auch die Kameraführung und der Schnitt sehr gut gemacht. Sowohl Bild als auch Ton sind sehr stimmig und bilden eine tolle Atmosphäre, wozu auch mal wieder ein beeindruckend starker Score von Hans Zimmer beiträgt. Dieser Soundtrack kann sicherlich schon jetzt als einer der besten dieser Oskar-Saison gewertet werden und hat hier auch sicherlich mindestens die Nominierung für Zimmer verdient. 

Auch schauspielerisch hat Interstellar viel zu bieten, so hat sich Nolan für seinen Film den diesjährigen Oskarpreisträger Matthew McConaughey gesichert und jener beweist aufs neue, dass er viel von seinem Fach versteht. Er hat einige Szenen, die sicher nicht einfach für ihn waren und die er toll darstellt. Auch die Nebendarsteller sollen nicht zu kurz kommen, so machen zum Beispiel Anne Hathaway und Jessica Chastain einen wirklich soliden Job. Der meiner Meinung nach beste Nebendarsteller des Films ist aber jemand, der mich allein durch seine bloße Präsenz im Film schon sehr überrascht hat. Ich werde seinen Namen nicht nennen, da er auch in den Ankündigungen zum Film so gut wie gar nicht erwähnt wurde und ich mir sicher bin, dass wenn sie schon ein bisschen mehr von Filmen verstehen, sie ihn auch erkennen werden.

Der Film kommt mit fast 3 Stunden Laufzeit daher und schafft es trotzdem an keiner Stelle langatmig zu sein. Fesselnde Bilder, eine tolle Stimmung und emotionale Charaktere geben dem Streifen die nötige Farbe, die ihn nicht langweilig werden lässt. Die Handlung ist extrem interessant und das Setting erschreckend realistisch, so dass es einem nicht schwer fällt in die Welt von Interstellar einzutauchen. Und trotzdem habe ich so meine Probleme mit dem Film:

Der Film versucht viel auszusagen, versucht bedeutende Sätze, Gespräche und Dialoge zu schaffen. Es gibt leider einige Stellen an denen mir das zu aufgesetzt wirkt. Vor allem am Anfang fallen mir eine handvoll Dialoge ein, die mir zu unauthentisch und irgendwie zu dröge sind. Dialoge, wie ich sie nicht als extrem schlimm, aber dennoch leider als störend empfinde. Auf der anderen Seite schafft es der Film dann aber ab der Mitte und bis zum Ende wirklich viele sehr interessante Gedankengänge zu verkörpern und auch auf emotionaler Ebene zu zünden. Trotzdem bleiben einige Fragen auch am Ende ungeklärt und auch mindestens eine für mich etwas störende Logiklücke. Der Film schafft es nicht mich komplett abzuholen, immer wieder staune ich, immer wieder bin ich begeistert von der Szene, doch kleine aber feine unschöne Details schmerzen mir. Hier möchte ich wohl vor allem ans Drehbuch appellieren, in das hätte noch etwas mehr Arbeit investiert werden können, um die Dialoge und die Charaktere greifbarer zu machen.

Gegen Ende wird der Film ziemlich abstrakt, erinnert absichtlich an 2001: Odyssee im Weltraum (1968). Dies ist keinesfalls unbedingt als negativ zu werten, so baut er eine komplexe Geschichte mit einigen tollen Wendungen auf, doch öffnen sich für mich eben auch ein paar Lücken in der doch so tiefen Ebene, die der Film versucht zu beschreiten. Einige Makel, die für mich nicht stimmig wirken, einige Entscheidungen und Wendungen, die mir zum Teil zu schnell gehen, um direkt nachvollziehbar zu sein, oder schon seit längerem zu erwarten sind und deshalb nicht völlig zünden. Insgesamt ist Interstellar so durchaus packend, vor allem eben in einigen Szenen zur Mitte und am Ende des Films, doch schafft er es einfach nicht mehr zu sein, dadurch, dass er so dringend versucht mehr zu sein.

Letztenendes habe ich vielleicht von Anfang an zu hohe Erwartungen gehabt und ging sprachlos aus dem Kinosaal, nicht wissend wie ich das gerade gesehene nun verarbeiten sollte. Ziemlich sicher zählt dieser Film, ähnlich wie Memento (2000), zu den Filmen, die man sich öfter ansehen sollte, um sie in ihrem vollen Umfang zu begreifen und vielleicht würde es beim zweiten Sehen mir nicht so schwer fallen Interstellar zu bewerten. Doch ich kann schließlich ja nichts anderes tun, als meine Impression von meiner ersten Erfahrung mit dem Film zu machen und diese ist zwar wirklich gut, aber bleibt unter der hohen Erwartung. So ist Interstellar zwar ein Film, dessen Thematik und Szenen mich noch einige Tage beschäftigen werden, doch hakelt es für mich an zu vielen kleinen Ecken, als dass ich ihn für bahnbrechend gut halte. Für Cineasten die auf etwas verwirrendere Filme stehen, Sci-Fi-Fans und Freunde Nolans ist dies sicherlich trotzdem ein mehr als sehenswerter Film.

Wertung: 7/10

Meckert auf galaktisch hohem Niveau: Maxim Braun


Donnerstag, 6. November 2014

Der Weiße Hai (1975)

Wo wären wir heute nur ohne Der Weiße Hai? Nie wäre es zu so legendären Erfolgsgeschichten wie Sharknado, Sharktopus und all den anderen tollen Trash-Monster-Filmen gekommen, die versuchen auf den Riesenerfolg von Spielbergs Klassiker aufzuspringen. Doch wird der Film seinem Hype gerecht?

Der Weiße Hai

Originaltitel: Jaws
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1975
Regie: Steven Spielberg
Haupt-Darsteller: Roy Scheider, Richard Dreyfuss, Robert Shaw, Murray Hamilton
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 124 Minuten
Kurzbeschreibung: In Der Weiße Hai müssen Roy Schneider, Robert Shaw und Richard Dreyfuss aufbrechen, um einen gefährlichen weißen Hai einzufangen. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Der ganze Horror startet bei einer ruhigen Strandfete von einigen jungen Leuten, die sich am Meer um eine Feuerstelle versammelt haben. Eine hübsche Frau rennt neckisch weg und will mit einem Mann Baden gehen, der ihr betrunken hinterhertorkelt. Während sie sich schnell ihrer Kleidung entledigt und ins kühle Nass flitzt, legt er sich erst einmal in den Sand und lallt ein bisschen vor sich hin. Und als das schöne Mädchen dann da so vor sich hindümpelt wird ein ganz anderer Bewunderer aufmerksam: Ein gewaltiger weißer Hai! Der charmante Meeresbewohner zwickt unsere Badenixe erst ein paarmal in den Fuß, bevor er sich entscheidet sie in die Tiefe zu ziehen, während unser nicht ganz so nüchterner Freund nichts von der ganzen Sache bemerkt und langsam einschläft. Am nächsten Tag wird Polizeichef Brody (Roy Scheider) auf die Story des Mannes aufmerksam, der glaubt seine Freundin sei ertrunken. Am Strand finden sie allerdings die zerfetzten Überreste der Frau und Analysen bestätigen einen Haiangriff. Brody steht allerdings mit seiner Bitte den Strand zu sperren alleine da, denn der Bürgermeister will auf keinen Fall die Einnahmen der Badesaison gefährden. Doch bald darauf schlägt das Biest erneut zu...

Der Weiße Hai genießt sein Ansehen als Kultfilm, als der Film, der den Startschuss gab für eine Erfolgswelle von Horrorfilmen, in denen Menschengruppen von bestialischen Tieren auseinandergenommen werden. Die meisten dieser Filme kommen aber nicht annähernd an Spielbergs Film heran, denn dieser ist weitaus mehr als reiner Monster-Horror. Der Film hat einen relativ interessanten Plot, der nicht allzu viel hergibt für eine gute Storybildung, aber solide ist und auch vor ein bisschen Gesellschaftskritik nicht zurückschreckt. Die drei Hauptcharaktere, von denen einer erst relativ spät stärker in den Fokus gerät, sind allesamt interessant, unterhaltsam und gut gespielt. Besonders Dreyfuss hat mir wirklich gut gefallen und bei den ganzen Seemanns-Sprüchen von Robert Shaw muss man sich schon schwer in den Keller verkriechen um nicht zumindest ein kleines Lachen zuzulassen.

Steven Spielbergs Stil ist sehr präsent hier und tut dem Film sehr gut. Es ist schön zu sehen wie das Set und vor allem eben auch die Hai-Attrappe, die liebevoll "Bruce" getauft wurde, mit Liebe zum Detail gebaut wurden. Der Film hat einige tolle Sequenzen die von Unterwasserkameras aufgenommen wurden und oft auch die Sicht des Hais darstellen. Überhaupt merkt man, dass hier wirklich gute Kamera-Arbeit geleistet wurde und auch ein paar kreative Schnitte zu finden sind. Der Score vom Meister persöhnlich, John Williams, ist natürlich auch mal wieder auf den Punkt stimmig und sollte in einer Liste der besten Filmsoundtracks nicht fehlen dürfen. Er schafft es den Bildern, die noch so neutral sein mögen, eine Stimmung einzuflößen, die auch einen großen Teil zur Spannung des Filmes beiträgt.

Überhaupt macht der Film sehr viel richtig, wenn es darum geht den Zuschauer zu überraschen und mitfiebern zu lassen. In Momenten in denen man die ganze Zeit mit einem blutigen Haiangriff rechnet passiert nichts, außer ein paar gezielt ausgelegten Finten, die dem Zuschauer etwas an den Nerven nagen sollen. Und dann in Szenen, in denen man wirklich nicht damit rechnet, erscheint das Monstrum im nullkommanichts aus dem Wasser und erschreckt den Zuschauer gekonnt. Nun ist Der Weiße Hai in erster Linie kein Horror-Film, sondern ein sehr spannendes Thriller-Abenteuer, dass zur richtigen Zeit ein paar Erschrecker mitbringt. Und gerade diese Sicherheit in der sich der Zuschauer wägt und welche dann abrupt zerstört wird, verleiht dem Film seine super funktionierenden Spannungsmomente.

Am Ende ist Der Weiße Hai ein Film, der sehr viel Spaß macht und mit vielen spannenden Momenten auch genug Nervennahrung bietet. Zwar gibt die Handlung nicht arg viel her, doch ist sie solide ausgeführt und mit tollen Schauspielern besetzt, die hier ihr bestes geben. Seinen Status als Klassiker hat der Film sicher verdient, da er eben heute noch von vielen Filmen als Vorbild genommen wird und das auch zurecht. Für mich ist er damit ein wirklich sehenswerter Film, der zwar mit seinen 124 Minuten gegen Ende auch mal ein paar Längen hat, aber bis zum Ende spannend und sehr unterhaltsam bleibt. 

Wertung: 7/10

Bahnt sich einen Weg zur Hai-Society: Maxim Braun