Mittwoch, 19. November 2014

Die Verurteilten (1994)

Für einige gilt Frank Darabonts episches Gefängnis-Drama, über einen wegen vermeintlichem Doppelmord verurteilten Bankier, als einer der besten Filme aller Zeiten. Zudem wurde Frank Darabonts Inszenierung von Stephen Kings Buchvorlage für sieben Oscars nominiert. Kann Die Verurteilten seinem Ruf gerecht werden? Ich beurteile den Film:

Die Verurteilten

Originaltitel: The Shawshank Redemption
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1994
Regie: Frank Darabont
Haupt-Darsteller: Tim Robbins, Morgan Freeman, Bob Gunton, William Sadler
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 142 Minuten
Kurzbeschreibung: Im Drama-Klassiker Die Veruteilten freunden sich Tim Robbins und Morgan Freeman im Gefängnis an. Gemeinsam meistern sie den Alltag hinter Gittern und die sadistischen Wärter. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Eine harte Strafe erwartet den Bankier Andy Dufresne (Tim Robbins), der trotz Beteuerung seiner Unschuld für den Mord an seiner Frau und deren Liebhaber gleich zweimal lebenslänglich verbüßen muss. Dafür kommt er in das berüchtigte Shawshank-Gefängnis, welches bekannt für seine sadistischen Wärter und den selbstherrlichen und strikt gläubigen Direktor (Bob Gunton) ist, die die Gefangenen schikanieren. Dort gerät Andy schnell ins Visier zwielichtiger Insassen, die ihm nichts Gutes wollen und ihm das Leben schwer machen. Einzig und allein die Freundschaft zu Mithäftling Red (Morgan Freeman), welcher ein Experte im Beschaffen von allerlei Dingen ist, scheint ein Lichtblick für ihn zu sein im unbarmherzigen Gefängnis-Alltag. Doch als Andy beschließt, nicht mehr nur schweigend zuzuschauen und sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, schafft er es, sich für alle Gefangenen unvergesslich zu machen.

Und genau das schafft Die Verurteilten auch für den Zuschauer zu werden: unvergesslich. Dieser Film ist einzigartig und glänzt in jeder Kategorie, nichts gibt es, was ich an ihm wirklich kritisieren mag. So fangen wir bei einem erstklassigen Cast an, bei dem vor allem die beiden Hauptdarsteller Robins und Freeman besonders herausstechen. Tim Robins schafft es hier zu beweisen, dass ihm viel mehr Aufmerksamkeit in der Branche zukommen sollte, denn er ist einfach grandios und ich würde ihn sehr gerne in so vielen weiteren starken Rollen sehen. Morgan Freeman bestätigt einmal mehr, dass auch er nicht zu Unrecht zu den Größen der Charakterdarsteller in Hollywood gehört, und geht perfekt in seiner Rolle auf. Auch Bob Gunton und andere Nebendarsteller, wie zum Beispiel der verstorbene James Whitmore, welcher hier die Rolle des "Knast-Urgesteins" Brooks verkörpert, geben eine fabelhafte Performance ab, der es an nichts mangelt. 

Durch solch atemberaubende Leistungen baut der Film eine fantastische Atmosphäre auf, begleitet von einem gefühlvollen und stimmigen Soundtrack, komponiert von Thomas Newman, der ja auch schon oft beweisen konnte, dass er zu den besten Komponisten für Filmmusik gehört (so liebe ich zum Beispiel auch die Soundtracks von American Beauty und Road To Perdition). Der Film schafft wenige wirklich bombastische Bilder, aber er kreiert mit exzellenter Kameraführung auf kleinem Raum viele gute und bemerkenswerte Szenen, die glaubhaft das Leben im Gefängnis verdeutlichen. Um authentisch zu bleiben, kommt Die Verurteilten ohne überspitzte Gewaltdarstellungen aus, lässt den Zuschauer aber zu jeder Zeit wissen, was passiert und versucht nichts zu vertuschen. So wird Andy oft verprügelt, während die Kamera langsam wegfährt und ihn seinem Schicksal überlässt.

Die wahre Brutalität des Films aber ist die Darstellung der ewigen Routine und der psychischen Probleme, die bei einem jahrzehntelangen Aufenthalt hinter Gittern natürlich im Vordergrund stehen. Dabei stellt der Film all dies stets interessant dar, ohne das sich Szenen repetitiv zu wiederholen scheinen. Wir freunden uns immer mehr mit unseren beiden Hauptdarstellern an, scheinbar einfach ignorierend, dass die beiden des Mordes bezichtigte Strafgefangene sind. Dies ist wohl vor allem auch der Chemie zwischen den Charakteren zu verdanken, die einen Großteil der Stimmung des Filmes ausmacht.

Der Aufbau dieser Sympathie zu den Hauptdarstellern liegt natürlich auch am Szenario. So werden für uns Andy und Red immer interessanter, desto mehr wir über sie erfahren und umso mehr wir merken, wie trist und unfair das Leben als Gefangener doch ist und wie sie doch alles hinnehmen, sich eingestehend, dass sie dies ja vielleicht verdient haben. Der Film baut vor allem auch viele interessante Gedankengänge auf, wie das Infragestellen des Wortes Resozialisierung, oder die Rolle der Hoffnung in einer scheinbar aussichtslosen Situation. Viele der tollen Dialoge und eben auch die ganze Geschichte an sich stammen ja letzten Endes aus Stephen Kings Novelle "Rita Hayworth and Shawshank Redemption", die als Vorlage für den Film diente, und hier toll verfilmt wurde. Ich als großer King-Fan bin wirklich erstaunt, wie viel der Film hier doch schafft aus der nur knapp 150 Seiten langen Erzählung herauszuholen.

Als Fazit steht fest, Die Verurteilten ist für mich ein zeitloses Meisterwerk! Dieser Film darf in der Top 10 meiner Lieblingsfilme auf keinen Fall fehlen und überrascht mich jedes Mal erneut. So schafft er es, mich mit seinen sympathischen Hauptcharakteren mitfühlen zu lassen und ihre Freundschaft zu genießen, gleichzeitig aber auch, an gewissen Stellen einen Kloß in meinen Hals zu zaubern und verdammt bitter zu sein. Der Film vermittelt eine wunderbare Botschaft und baut ein fabelhaftes Finale auf, welches zwar große Überraschungen weitestgehend ausspart, aber einfach so rührend ist, dass die Freudentränen noch nach dem Anfang der Credits in den Augen schwimmen. Ich kann diesen Film somit wirklich nur jedem sehr ans Herz legen, da er zu meinen absoluten Favoriten gehört und sich diese Stellung auch redlich verdient hat.

Wertung: 9/10

Will immer fair urteilen: Maxim Braun


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