Montag, 3. November 2014

Der Richter: Recht oder Ehre (2014)

Robert Downey Jr. und Robert Duvall in einem Familiendrama, in dem ein Sohn über die zerstrittene Beziehung zu seinem Vater hinweg sehen muss, um zu verhindern, dass jener ins Gefängnis geht. Liegen die bis jetzt relativ schlechten Kritiken im Recht? Ich mache kurzen Prozess mit dem Film:

Der Richter: Recht oder Ehre

Originaltitel: The Judge
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: David Dobkin
Haupt-Darsteller: Robert Downey Jr., Robert Duvall, Vera Farmiga, Billy Bob Thornton
Altersfreigabe: FSK 6
Laufzeit: 141 Minuten
Kurzbeschreibung: In Der Richter: Recht oder Ehre will Robert Downey Jr. die Unschuld seines Vaters vor Gericht beweisen und muss dafür in einem sehr persönlichen Umfeld ermitteln. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Hank (Robert Downey Jr.) ist ein gerissener Anwalt, einer der besten seines Fachs. Er hält sich vor allem mit Mandanten auf, die zwar eindeutig schuldig sind, die er aber aufs härteste versucht zu verteidigen. Das macht ihn bei seinen Kollegen natürlich nicht gerade beliebt. Auch in seinem Privatleben läuft nicht gerade alles nach Plan, so hat er ziemlich viel Krach mit seiner Frau, mit der er auch eine kleine Tochter hat. Eines Tages im Gerichtssaal bekommt er einen Anruf, in dem er erfährt, dass seine Mutter verstorben ist und er nach Hause gebeten wird. Hank macht sich sofort auf den Weg in seine Heimat, die er seit 20 Jahren nicht mehr besucht hat. Dort wird er von seinen beiden Brüdern und vorallem von seinem Vater Joseph (Robert Duvall) nicht gerade herzlich begrüßt, weil er vor Jahren einfach abgehauen ist. Als sein Vater dann in der Nacht auch noch einen Autounfall baut, sich aber an nichts mehr erinnern kann, ist das Chaos perfekt und Hank muss über seinen Schatten springen um seinem Vater zu helfen.

Robert Downey Jr. ist fantastisch! Ich habe persönlich nicht erwartet, dass er in diesem Film wirklich so stark sein würde, mehr habe ich damit gerechnet, Schauspiel-Dinosaurier Robert Duvall würde hier Lorbeeren ernten, doch der jüngere Robert trägt den Streifen. Er schafft es in diesem Film sehr überzeugend in seiner Rolle zu sein und liefert einige tolle Szenen ab, vor allem gegen Ende des Films. Duvall hat auch einiges auf dem Kasten: Der 83-jährige gilt als eine der absoluten Größen in der Riege der Charakterdarsteller und beweist nun mal wieder, dass er noch längst nicht zu alt für seinen Job ist. Ein weiterer sehr überzeugender Darsteller ist Billy Bob Thornton, welcher hier den Anwalt der Gegenseite spielt und in dessen Gesicht sich immer eine gerissene Bissigkeit abzeichnet, die mir sehr gefällt. Einzig und allein Vera Farmigas Performance schlägt mir etwas auf den Magen.

Letztere kann aber vielleicht nicht einmal viel dafür, denn ich glaube es liegt hauptsächlich am Drehbuch, dass sie hier nicht wirklich aufgehen kann. Der Richter versucht neben seiner Haupthandlung mehrere Nebenstränge aufzubauen, welche vor allem mit Hanks Vergangenheit und seiner Heimat zu tun haben. Das ist auch gut und wünschenswert, allerdings werden diese Handlungsstränge zu wenig aufgebaut, zwar immer wieder gezeigt, doch nie erfährt man so richtig was damals wirklich passiert ist. Ich hätte mir wirklich gewünscht mehr zu erfahren über Hanks Flucht vor seiner Familie, mehr und vor allem tiefer gehende Dialoge, die Licht ins Dunkle bringen. Doch leider Fehlanzeige, vieles wird nur platt angesprochen und meiner Meinung nach nicht genug ausgeführt.

Überhaupt hat der Film einen wirklich interessanten Plot, doch schafft er es nicht diesen gut genug zu inszenieren. Aus einem Drama über eine kaputte Familie wird schnell ein Film, der fast nur noch aus Gerichtsverhandlungen besteht. Wie gerne hätte ich mehr Gefühl in diesem Streifen gesehen. Regisseur David Dobkin will hier etwas erreichen und das merkt man auch, nur schafft er es einfach nicht. Dem Film hätte in meinen Augen eine Kürzung nicht schlecht getan, vor allem in der Mitte gibt es ein paar Szenen, die für mich einfach nicht in den Film passen, vor allem betrifft das leider eben jene Szenen mit Hanks Jugendliebe Samantha, die einfach nicht zünden.

Der Richter: Recht oder Ehre ist trotz allem an keiner Stelle je langatmig, was er vor allem den tollen Hauptdarstellern und ihrer Chemie zwischeneinander zu verdanken hat. Robert Downey Jr. und Robert Duvall funktionieren super zusammen und es gibt ein paar Szenen, in denen Hank seinem senilen Vater helfen muss (ich erinnere mich vor allem an die im Badezimmer), in denen beide Schauspieler einfach super miteinander arbeiten. Umso mehr hätte ich mir natürlich dann auch gewünscht, dass der Film so gut funktioniert, aber leider tut er es nicht ganz so gut. Zu viel trockene Justizszenen, zu wenig wirklich emotionale Momente und ein Ende, dass zwar wirklich gut ist und mit einigen bemerkenswerten Szenen noch mal richtig Gas gibt, aber den Film für mich insgesamt leider nicht mehr retten kann. Am Ende ist Der Richter also leider für mich nicht mehr, als ein ganz guter Film bei dem durchaus Potential vorhanden war mehr zu sein, schade.

Wertung: 6/10

Immer bereit für Klagen: Maxim Braun


 

1 Kommentar:

  1. Also ich weiss ja nicht genau, was für emotionale Filme du sonst so guckst, aber ich, der ein solches Drama nicht gewohnt ist, hab geheult wie ein Schlosshund, und das nicht nur am Ende. Du sagst, es wird nicht genug Licht in die Vergangenheit gebracht, aber das stimmt nicht ganz. Sie erzählen den größten Teil der Vergangenheit, aber nur in Bezug auf das Leben innerhalb der Familie. Über Hanks Flucht und seinen Werdegang wird nicht viel berichtet, weil es irrelevant ist für die Handlung und diese nicht vorwärts bringen würde. Außerdem würde die Authentizität des Filmes darunter leiden, wenn sie nur noch lang und breit die Vergangenheit diskutieren würden. Hast du zufällig die Szene mit dem Sturm verpasst? Wenn dort nicht genügend emotionale Vergangenheit aufgewühlt und das Innerste der kaputten Vater-Sohn-Beziehung offenbart wurden, weiß ich auch nicht.
    Und du sagst, es sind zuviele Gerichtsszenen enthalten? Dazu kann ich nur sagen, ein Richter ist die Hauptrolle, sein Sohn ist Anwalt und beide stehen vor Gericht. Eigentlich ist es ein Gerichtsfilm mit Drama und nicht ein Drama vor Gericht, und der Spannungsbogen muss gehalten werden.
    Ich kann mich der negativen Bewertung nicht anschließen, vielleicht kann man den Film nur dann wirklich fühlen, wenn man selbst eine Familie hat, in der nicht alles rund läuft und keine tiefgehende Kommunikation die Regel ist. Das Miteinander beschränkt sich mehr auf das Nennen von Schwächen und Fehlern des Gegenübers, sowohl charakterlich als auch in Bezug auf Taten der Vergangenheit und Zukunft.
    Die einzige Sache, in der ich dir hier zustimmen kann, ist die schlechte Rolle der Kindheitsfreundin. Die Szenen mit ihr haben mich nicht wirklich gestört, aber sie konnten mich auch nicht vollständig überzeugen, irgendwie kam mir alles ein wenig in die Handlung gepresst vor, entweder hätten sie es ganz rauslassen sollen oder ausführlicher erzählt, so jedoch war es nicht voll befriedigend.
    Ich muss jedoch sagen, alles in allem blieb mir vor Spannung der Atem an vielen Stellen weg, die Dramatik ist sehr ergreifend, und der Charme mutet ähnlich wie ein Clint-Eastwood-Film an.
    Von mir definitiv eine Empfehlung und ich vergebe 8/10 Punkten für den Film.

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