Sonntag, 28. Dezember 2014

Planet der Affen: Prevolution (2011)

Affentheater in New York! Planet der Affen: Prevolution ist der erste Film der neuen Prequel-Reihe zum berühmten Klassiker Planet der Affen, in dem der intelligente Schimpanse Caesar einen Aufstand der Primaten anzettelt, um sich von der Tyrannei der Menschen zu befreien. Leider ist der Film nicht nur thematisch gesehen ziemlich affig:

Planet der Affen: Prevolution

Originaltitel: Rise of the Planet of the Apes
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2011
Regie: Rupert Wyatt
Haupt-Darsteller: Andy Serkis, James Franco, Freida Pinto, John Lithgow
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 105 Minuten
Kurzbeschreibung: In Planet der Affen: Prevolution erfahren wir die Vorgeschichte des Klassikers Planet der Affen, als James Franco einen hochintelligenten Schimpansen züchtet. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Planet der Affen: Prevolution stellt den Anfang der Planet-der-Affen-Geschichte dar und ist somit die Vorgeschichte zum Sci-Fi-Klassiker, in dem zwei Astronauten auf einem vermeintlich unbekannten Planeten landen, der von intelligenten Affen beherrscht wird. Dabei dreht sich die Geschichte um den jungen Wissenschaftler Will Rodman (James Franco), der an einem Mittel arbeitet um seinen alzheimerkranken Vater (John Lithgow) zu heilen und die Menschheit ein für alle Mal von dieser Krankheit zu befreien. Dabei gibt es einen gewaltigen Fehlschlag in Form eines ausbrechenden Affen und Will steht erst einmal alleine da, nur noch mit einem Schimpansenbaby, dass er beschliesst großzuziehen. Allerdings merkt Will erst als der junge Caesar (Andy Serkis) heranwächst, was für ein Potenzial wirklich in dem Primaten steckt, denn er scheint die Intelligenz seiner Artgenossen bei Weitem zu übertreffen und wächst zu einem extrem cleveren, wenn auch launischen Charakter heran. Es dauert nicht lange und Caesar bekommt aufgrund seiner Neugier die ersten Probleme mit seiner Umwelt...

Was für ein Chaos! Das ist der Gedanke der nach Planet der Affen: Prevolution wohl als Erster im Kopf bleibt. Und damit sei nicht nur das Chaos gemeint, dass die Affen am Ende in New York anrichten, nein auch filmisch ist das hier ein sehr wirres und fahriges Werk, das man hier zu sehen bekommt. Zunächst einmal besitzt der Film eines der schlechtesten Drehbücher, die ich in letzter Zeit zu einer ja eigentlich wirklich interessanten und so kreativ offenen Story gesehen habe. Er ist einfach voll von Momenten, die zwar etliche Fragen aufwerfen, doch nicht den Hauch eines Versuches machen, diese auch zu beantworten. Dabei lege ich mich natürlich nicht mit der Logik der Thematik an, die bei einem solch irrealen Film ja sowieso nicht oberste Priorität hat, sondern mit einer schieren Masse an weit hergeholten Entscheidungen um den Verlauf der Handlung zu lenken. 

So bleiben einerseits Momente in Erinnerung in denen uns simple Verbindungen fehlen, um die Figuren nachvollziehen zu können, und andererseits Szenen in denen versucht wird diese Verbindungen herzustellen, allerdings auf so stupide Weise, dass es durchaus schmerzhaft. Da blutet das Filmherz schon einmal, wenn die Charaktere ohne den Vorgang des Erstellens realistischer Herleitungen einfach immer genau wissen, was eigentlich vorgeht und man das als Zuschauer dann einfach vorgekaut schlucken soll, doch das geht gewaltig nach hinten los. So bleibt der Plot von Planet der Affen: Prevolution durchgehend interessant und der Film ist auch nicht wirklich langatmig oder gar fad, doch immer wenn man gerade versucht ihn wieder gerne zu haben, tritt er leider ins nächste Fettnäpfchen.

Dabei sei angemerkt, dass der Sci-Fi-Streifen einige von Regisseur Rupert Wyatt wirklich sehr gut umgesetzte Szenen besitzt, sowie auch welche, die tatsächlich mit guten Einfällen und Originalität punkten, aber eben andauernd durch das Skript überschattet werden. So entstehen zwar imposante Bilder und actiongeladene Szenen, die sich toll ansehen lassen, aber eben leider vom Gesamtbild des Streifens heruntergezogen werden. So auch eine grandiose Performance von Andy Serkis, der hier mit Hilfe von Motion-Capturing dem Affen Caesar ein gewaltiges und beeindruckend gespieltes Leben einhaucht und den Protagonisten somit zur eindeutigen Augenweide des Films macht. Die anderen Darsteller, wie James Franco und Freida Pinto, wirken leider an vielen Stellen dafür zu platt und einseitig gezeichnet und machen zudem seltsam konstruierte Charakterwandlungen durch, die auch nie wirklich weiter erklärt oder angesprochen werden.

Ach ist das ärgerlich! Wo ich immer wieder versuche mich von Planet der Affen: Prevolution abholen und begeistern zu lassen, schafft es der Film leider nur, mich in der Hinsicht zu beeindrucken, wie viele Fehler man doch in einem Drehbuch machen kann, obwohl der Rest doch teilweise wirklich stimmig wirkt. Zu viel Klischee, zu viel schlecht gekünstelte Storyverknüpfungen und zu wenig Überraschung erschaffen für mich leider am Ende einen Film, von dem ich nicht sagen kann, dass er meinem Geschmack entspricht. Für Sci-Fi-Fans oder Leute, die einfach auf die Story der Affen-Apokalypse stehen, mag hier möglicherweise noch was dabei sein, aber ich sehe hier nur ein ziemliches Durcheinander aus Ideen, die bedauerlicherweise relativ schlecht umgesetzt wurden. 

Wertung: 4/10

Will sich hier sicher nicht aus der Affäre ziehen: Maxim Braun




Sonntag, 21. Dezember 2014

Terminator 2 - Tag der Abrechnung (1991)

Arnie kehrt zurück als kolossale Kampfmaschine, die dieses Mal allerdings für die Menschen Partei ergreift und versucht den jungen John Connor vor einem neueren und viel stärkeren Terminator zu beschützen. Dieser Teil gilt als bester Terminator-Film und einer der besten Action-Filme aller Zeiten, doch besitzt er diesen Titel zurecht?

Terminator 2 - Tag der Abrechnung

Originaltitel: Terminator 2: Judgment Day
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1991
Regie: James Cameron
Haupt-Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Linda Hamilton, Edward Furlong, Robert Patrick
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 132 Minuten
Kurzbeschreibung: In James Camerons Action-Klassiker Terminator 2 kehrt Arnold Schwarzenegger als Kampfmaschine aus der Zukunft zurück, um einen Jungen vor seinem Modellnachfolger zu beschützen. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Seit Sarah Connor (Linda Hamilton) den ersten Terminator zerstören konnte, sind inzwischen 10 Jahre vergangen. Durch ihre unglaubliche Geschichte kam jene aber leider in die Psychiatrie und sitzt in der Klinik fest, während ihr Sohn John Connor (Edward Furlong) bei einer Pflegefamilie untergekommen ist. Die Maschinen haben unterdessen ihren Plan, John Connor davor aufzuhalten die menschliche Rebellion in der Zukunft anzuführen, nicht aufgegeben und schicken einen neuen Terminator des Modells T-1000 (Robert Patrick) zurück durch die Zeit um John als Kind zu eliminieren. Doch auch der zukünftige Connor kann wieder jemanden zurückschicken und programmiert einen Terminator des selben Models der schon damals Sarah umbringen sollte (Arnold Schwarzenegger) dazu um, John zu beschützen. Eine rasante Jagd nach John Connor und der Rettung der Zukunft der Menschheit beginnt.

Terminator 2 - Tag der Abrechnung setzt an vielen guten Stellen an, die man am ersten Teil noch bemängeln konnte. Eine noch interessantere Story mit noch mehr coolen Charakteren und vor allem endlich einem fantastischen Arnold Schwarzenegger, der fette Sprüche klopft und von Fall zu Fall einfach durch die Wand bricht, wenn mal wieder jemand sagt "Aber da gibt es doch keinen Durchgang!". Arnie ist hier in Höchstform und ich hab noch nie mehr Spaß dabei gehabt ihn vor der Kamera zu sehen als in diesem Film.

Gerade das macht den besonderen Humor des Films aus, der unbeschreiblich gut den damaligen Stil mit allerlei Coolness und Geballer verbindet. Die Action-Szenen sind alle brachial gut und immer, wenn Arnie eine Waffe in die Hand bekommt bahnt sich schon das Grinsen an, dass die darauf folgenden Szenen begleitet. Mit Robert Patrick ist außerdem ein Bösewicht an Bord, der so metallisch und kalt wirkt, aber gleichzeitig durch seine neuen Terminator-Fähigkeiten, mit denen er sein flüssiges Metall in allerlei Formen verwandeln kann, ein extrem gut inszenierter Gegner ist. Zwar sind die Special Effects vielleicht nicht mehr auf dem aller neusten Stand, doch bleiben sie schön anzusehen und stören nicht ein bisschen den Unterhaltungswert des Streifens.


Einen großen Anteil daran, dass dieser Film so viel besser ist als Teil 1, ist dann eben sicher auch, dass Schwarzenegger hier als "der Gute" dargestellt wird und seine Chemie zu Edward Furlong als junger John Connor einfach perfekt ist. Bis zum Ende bleibt auch die emotionale Komponente nicht aus und der Film schafft es sehr gut Humor und Ernst in Gleichgewicht zu halten. Somit bleibt er im Gegensatz zum Vorgänger einfach durchgehend spannend und fesselnd eben einschließlich jenem einfach perfekten Ende.

Hiermit kann ich also getrost sagen, dass Terminator 2 - Tag der Abrechnung einer der coolsten Action-Filme aller Zeiten ist und einem beim Schauen einfach unglaublich viel Spaß macht. Vor allem Schwarzenegger ist einfach der Sympathisant des Films und dadurch, dass er hier mehr Freiheiten bekommt, sowie der ganze Film auch an sich, ist der Streifen deutlich unterhaltsamer und sehenswerter als der erste Teil, sogar noch viel mehr als das. Dafür ein dickes Lob an James Cameron!

Wertung: 8/10

"I'll be back!" sagt: Maxim Braun




Terminator (1984)

James Cameron inszeniert den ersten Film mit Schwarzeneggers berühmtester Rolle, dem Terminator! Als meisterhafter Action-Klassiker gilt bis heute sein Auftakt des weltbekannten Sci-Fi-Franchises, doch funktioniert der Film auch heute noch so gut wie in den 80ern?

Terminator

Originaltitel: The Terminator
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr:1984
Regie: James Cameron
Haupt-Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Linda Hamilton, Michael Biehn, Lance Henriksen
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 108 Minuten
Kurzbeschreibung: Mit Terminator schrieb Regisseur James Cameron Sci-Fi-Geschichte: Arnold Schwarzenegger ist der Terminator, der durch die Zeit zurück geschickt wird, um den zukünftigen Rebellenführer auszuschalten. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Im Jahr 2029 haben intelligente Maschinen die Herrschaft über den Planeten erlangt und die Menschheit versucht, vereint zu kleinen Widerstandgruppierungen, dem Roboter-Regiment standzuhalten. Um den letzten Widerstand um den starken Anführer John Connor zu brechen, entwickeln die Maschinen einen genialen Plan: Sie schicken einen Terminator (Arnold Schwarzenegger) zurück in die Zeit um Sarah Connor (Linda Hamilton) zu töten, bevor sie John Connor überhaupt zur Welt bringen kann. Dabei rechnen sie allerdings nicht mit dem Widerstandskämpfer Kyle Reese (Michael Biehn), welcher dem Terminator in die Vergangenheit folgt, um Sarah vor ihm zu finden und zu beschützen.

Terminator ist ein Film, der im Grunde sehr simpel gehalten ist. So gibt es weder eine große Handlung, noch wirklich viele Dialoge, was vor allem bei Schwarzenegger auffällt, der so gut wie gar nichts zu sagen hat, und meistens nur mit einem fiesen Gesicht durch die Gegend läuft und auf Leute schießt, die Connor heißen. So stupide das auch klingen mag, so macht es doch Spaß den Film zu sehen, eben vorrangig jene Szenen, in denen wir den Terminator in Aktion sehen und coole Schussgefechte und Kampfszenen zu sehen bekommen.

In der ersten Stunde nimmt der Film ziemlich schnell Fahrt auf und begeistert mit seinem interessanten Setting, leider hält sich das aber nicht über seine 108 Minuten und wenn Terminator versucht uns eine Liebesszene aufzutischen, welche zwar im Zusammenhang der Geschichte sehr interessant ist, allerdings doch schon sehr gekünstelt wirkt, erreicht der Film dann doch durchaus seine Längen. Auch anmerken kann man ihm inzwischen leider sein Alter, denn die Stop-Motion-Animationen gegen Ende des Films sehen... naja ehrlich gesagt schon ziemlich lächerlich aus.

Das soll einen aber keinesfalls davon abhalten seinen Spaß mit Terminator zu haben, welcher eben dann, wenn er mal auf Action-Sequenzen zurückgreift, wirklich innovativ ist und gut funktioniert. Dabei ist Schwarzenegger die Rolle natürlich auch auf den Leib geschrieben und er brilliert mit einzigartiger Coolness. Allerdings fehlen einem hier dann eben jene Sprüche für die die Action-Ikone bekannt wurde und auch in Sachen Spannungskurve ist Terminator weit von perfekt entfernt, so ist da insgesamt zu viel Rumgeheule und man merkt, dass der Film durch einige Szenen nur in die Länge gestreckt werden soll, um die dürftige Handlung zu erweitern.

Am Ende bleibt James Camerons Auftakt der Terminator-Reihe ein sehenswerter Action-Film mit einem gewohnt kaltschnauzigen Schwarzenegger, aber leider auch nicht mehr. An einigen Stellen merkt man dem Streifen sein Alter an, und dass wohl nicht ganz so viel Arbeit im Skript stekte, doch für einen unterhaltsamen Abend reicht das hier Dargebotene allemal. Den Klassikerstatus hat der Film durch seinen einzigartigen Stil sicher verdient, als Meisterwerk würde ich ihn jetzt aber doch nicht bezeichnen.

Wertung: 7/10

Hat noch einen Termin am Tor: Maxim Braun




Update: 18.10.2015 - Aufwertung von 6/10 auf 7/10 Punkten

Samstag, 13. Dezember 2014

Boyhood (2014)

Richard Linklater beschert uns mit diesem Film, dessen Dreharbeiten fast 12 Jahre lang dauerten in denen Hauptdarsteller Ellar Coltrane vom Kind zum Erwachsenen wurde, ein Mammutprojekt, das seinesgleichen sucht. Dabei trafen sich die Darsteller immer wieder um an dem Film weiterzuarbeiten, der sich hauptsächlich mit dem Anfang und Ende von Beziehungen beschäftigt. Ist der Streifen wirklich ein einzigartiges Meisterwerk oder doch nur ein extremer Fall von Zeitverschwendung?

Boyhood

Originaltitel: Boyhood
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Richard Linklater
Haupt-Darsteller: Ellar Coltrane, Patricia Arquette, Lorelei Linklater, Ethan Hawke
Altersfreigabe: FSK 6
Laufzeit: 166 Minuten
Kurzbeschreibung: Boyhood verfolgt das Leben von Ellar Coltrane über einen Zeitraum von zwölf Jahren, von seinem sechsten Lebensjahr bis zum Ende seiner Schulzeit. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

In Boyhood dreht sich alles um den jungen Mason (Ellar Coltrane) und seine Familie. Während es zwischen seiner Mutter (Patricia Arquette) und seinem Vater (Ethan Hawke) ziemlich kracht, müssen er und seine Schwester (Lorelei Linklater) mit den daraus resultierenden Veränderungen in ihrem Leben klarkommen und wachsen schnell heran. Der Film verfolgt Masons Altern und seine Erfahrungen, die er mit der Schule, Freunden und seiner Familie macht, sowie die Beziehungen, welche er mit jenen Personen einschlägt und auch wieder beendet. Dabei wird der Zeitraum vom gerade eingeschulten Kind, bis zum von zu Hause ausziehenden Erwachsenen dargestellt.

Viel mehr kann man über Boyhoods Story eigentlich auch nicht schreiben, denn dieser Film lebt nicht von einer durchgehenden Handlung, sondern von seiner Veränderung und seinen Dialogen. Während also jegliche Spannung, Dramatik oder eine sich durchziehende Geschichte auszubleiben scheinen, schafft der Film es vor allem durch emotionale und authentische Bilder, sowie tolle Gedankengänge zu überzeugen. So sieht sich Boyhood an vielen Stellen, vor allem wenn es dann doch gegen Ende geht, auch nicht so ohne dass auch einige Längen entstehen, doch die sind eben der massiven Produktion an Bildmaterial zu verdanken und sollten dadurch entschuldigt werden können, denn was hier an Arbeit reingesteckt wurde schreibt Filmgeschichte.

Wir erleben mit diesem Film die Geschichte von nicht nur einem Menschen, sondern von einer ganzen Gruppe von Personen und es gibt so viele realistische und sich so nah anfühlende Szenen und Charaktere, dass Boyhood es schafft beim Zuschauer eine wahrlich melancholische Atmosphäre aufzubauen und eine Thematik einzuführen, welche sich mit der Problematik des Wachsens und der Frage darum, welchen Platz man in der Welt einnimmt, beschäftigt. Dabei scheint der Film so viele wichtige Sachen anzusprechen, die einen selbst schon beschäftigten, dass es an einigen Stellen beinahe gruselig ist und man sich sehr gut in die Situationen hineinversetzen kann, die einem hier präsentiert werden.


Auch darstellerisch ist Boyhood mehr als gelungen. Wo man sich wahrscheinlich überhaupt freuen durfte, einen jungen Schauspieler an Bord holen zu können, der gewillt war fast 12 Jahre an einem Film mitzuwirken, so hat man mit Ellar Coltrane zudem einen wirklich begabten jungen Mann bekommen. Auch die anderen Darsteller sind super in Szene gesetzt und passen zu ihren Rollen und vor allem Ethan Hawke macht hier einen glänzenden Job. Hawke, der ja auch in der "Before-Reihe" von Richard Linklater alle 9 Jahre in denselben Charakter schlüpft, schafft es hier unglaublich sympathisch zu sein und es ist toll, seine Wandlung sowohl äußerlich als auch im Inneren über die Jahre beobachten zu dürfen. Ich würde mich nicht wundern, wenn es dafür eine Oskarnominierung als bester Nebendarsteller geben würde.

Überhaupt muss man sagen, dass Linklaters filmisches Riesenprojekt wohl einer der ganz großen Oskarfavoriten für die Verleihung 2015 ist und das sicher auch zurecht. Zwar sehe ich am Ende dann doch zu viele Längen und zu wenig Handlung in Boyhood, als dass ich ihm den Preis des besten Films überreichen würde, doch für Drehbuchautor und Regisseur Richard Linklater sollte hier sicherlich die Nominierung drin sein, denn sowohl Zuschauer als auch Kritiker sind weitestgehend begeistert von seinem Engagement an diesem Langzeit-Film und schließlich ist auch ein wirklich sehenswertes Werk dabei herausgekommen, das vor allem für Fans von ruhigeren Filmen geeignet ist, die sich nicht so schnell von wenig Geschehnissen vor der Kamera langweilen lassen.

Wertung: 7/10

Will den Erfolg des Filmes nicht boykottieren: Maxim Braun


 

Sonntag, 7. Dezember 2014

28 Days Later (2002)

Danny Boyles 28 Days Later liefert uns Zombiehorror im verlassenen London. Dabei spielt das Szenario besagte 28 Tage nach Ausbruch der Infektion und verfolgt den gerade aus dem Koma erwachten Unfallpatienten Jim, der natürlich nichts von dem Ganzen mitbekommen konnte und durch die verwüsteten Straßen der englischen Hauptstadt irrt.

28 Days Later

Originaltitel: 28 Days Later
Produktionsland: Großbritannien / Niederlande / USA
Veröffentlichungsjahr: 2002
Regie: Danny Boyle
Haupt-Darsteller: Cilian Murphy, Naomie Harris, Brendan Gleeson, Christopher Ecclestone
Altersfreigabe: FSK 18
Laufzeit: 112 Minuten
Kurzbeschreibung: In 28 Days Later von Danny Boyle erwacht ein Mann aus dem Koma, nur um festzustellen, dass es überall nur so vor Zombies wimmelt. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Eine der größten Urängste der Menschheit: Du wachst auf, du weißt nicht wo du bist, alles ist verlassen und du kannst keine andere Menschenseele entdecken. Die Straßen sind verlassen und egal wie laut du rufst, deine Worte hallen immer nur einsam gegen Wände und kehren zu dir zurück. Genauso ergeht es Jim (Cilian Murphy), welcher, gerade frisch aus dem Koma erwacht, feststellen muss, dass er anscheinend die Apokalypse verschlafen hat und London inzwischen nicht mehr als ein karger und verlassener Haufen von Ruinen ist. Es dauert allerdings nicht lange, bis Jim merkt, dass er gar nicht so allein ist wie zuerst angenommen und während er nach Antworten sucht, bekommt er diese schneller als ihm lieb ist, als er von den ersten Infizierten angegriffen wird. Zum Glück stößt er auch auf die mysteriöse und kampferprobte Selina (Naomie Harris) und der Anfang einer Suche nach der Rettung aus dieser aussichtslosen Situation beginnt.

28 Days Later profitiert von seiner starken Besetzung. Ein sehr guter Cilian Murphy, welchen ich sowieso für einen weitestgehend unterschätzten Schauspieler halte, eine tolle Naomie Harris und auch die in kleineren Nebenrollen überzeugenden Brendan Gleeson und Christopher Ecclestone (Doctor Who-Fans werden ihn kennen) machen einen super Job und viel Spaß im Film. Auch die Optik ist gut gelungen und vor allem in der ersten Hälfte des Films noch weitestgehend ruhig und auf die Darstellung der Einsamkeit fokussiert, während gegen Ende des Streifens bis schließlich zum Finale immer mehr Hektik in die Bilder kommt und dem ganzen einen experimentelleren Horror-Charakter verleiht. 

Dabei stehen im Film weniger die sowieso nur in wirklich geringen Zahlen auftauchenden Infizierten (welche man hier wohl eigentlich nicht als Zombies bezeichnen dürfte, da sie nicht untot sind) im Mittelpunkt, sondern mehr die menschlichen Beziehungen zwischen den Charakteren und auch gewisse ethische Fragen nach dem Sinn der Menschlichkeit und des Überlebenstriebes. Leider schafft es Boyle aber hier nie wirklich mehr in die Thematik einzusteigen, sondern bleibt oberflächlich und relativ banal. Hier hätte ich mir an manchen Stellen schon mehr Dialoge gewünscht, die sich mit der Gesamtsituation der Charaktere befassen.

Nichtsdestotrotz bleibt 28 Days Later über 112 Minuten Laufzeit spannend und vergeht sehr schnell ohne einen Hauch von Langeweile. Das Setting ist interessant gewählt, wenn auch nicht zu hundert Prozent neu, und die Charaktere allesamt interessant gestaltet. Insgesamt sehe ich einen kleinen Abfall im Film gegen Ende, wenn er versucht, uns die Abgründe des menschlichen Überlebenstriebes darzustellen und auch sozialkritisch sein will, so hätte ich mir mehr von den anfänglichen Szenen gewünscht, in denen unsere Protagonisten noch durch verlassen Gebäudeblöcke spazieren und die Welt entdecken, da diese Roadtrips durchs leere England einfach super aussehen. So entwickelt sich zwar ein actiongeladenes und spannendes Finale, jedoch auch eines, dass dann doch irgendwie ziemlich deplatziert daherkommt und auch mit einem etwas zu plötzlichen Umschwung des Hauptcharakters agiert.

28 Days Later bleibt auf jeden Fall ein relativ starker Zombie-Film und für Fans des Genres wirklich empfehlenswert, doch schafft er es nicht ganz mehr aus dem starken Konzept zu machen. Viele Ansätze sind gut und wirken auch durchdacht, allerdings einfach nicht vollends ausgeführt und das Ende kommt dann leider doch einfach zu flott und actionreich, als dass es wirklich zum Rest des Films passen möchte, der eben vor allem an seinen ruhigeren Stellen eine tolle Atmosphäre erzeugt. Trotzdem ist 28 Days Later ein sehr interessanter Film, den man keineswegs als 08/15-Horrorstreifen abklatschen kann, sondern der kreativ aus der Masse hervorsticht.

Wertung: 6/10

Ist mit der Filmsucht infiziert: Maxim Braun



Samstag, 6. Dezember 2014

The Illusionist (2006)

Trickreich geht es zu in Neil Burgers The Illusionist in dem ein Mann eine lang verloren geglaubte Liebe wiederfindet, allerdings unter ungünstigen Umständen. Schafft Edward Norton es den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen oder ist alles blos fauler Zauber?

The Illusionist

Originaltitel: The Illusionist
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2006
Regie: Neil Burger
Haupt-Darsteller: Edward Norton, Paul Giamatti, Jessica Biel, Rufus Sewell
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 104 Minuten
Kurzbeschreibung: Der Magier Edward Norton verzaubert in Neil Burgers Thriller The Illusionist das Publikum und die von Jessica Biel gespielte Herzogin. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Im Wien des 20. Jahrhunderts herrschen monarchische Verhältnisse. Dadurch, dass unser junger Protagonist nur Sohn eines Tischlers ist, wird ihm seine junge Romanze mit der Jungherzogin Sophie schnell zum Verhängnis und ein gemeinsamer Fluchtplan der beiden scheitert. Jahre später kehrt der mit Illusionen spielende Mann (Edward Norton) nun erwachsen und unter dem Künstlernamen Eisenheim nach Wien zurück und gibt dort magische Vorstellungen, welche schnell für Aufsehen in der Stadt sorgen. Als der Prinz und künftige Thronanwärter Leopold (Rufus Sewell) zu einer Vorstellung kommt trifft Eisenheim auch Sophie (Jessica Biel) wieder, die immer noch am Hof lobt und bald mit dem Prinzen vermählt werden soll. Doch zwischen den beiden fliegen schnell wieder Funken, welche dem korrupten Inspektor Uhl (Paul Giamatti) überhaupt nicht gefallen...

Edward Norton ist ohne Frage ein toller Schauspieler. So hat er uns mit seinen Performances, wie zum Beispiel in American History X oder Fight Club schon zu Genüge beweisen können, dass er weiß, was er tut. Hätte er das dannauch nur hier wieder gezeigt. Seine Rolle bleibt den ganzen Film lang viel zu platt und banal, so bringt er keine Szene irgendwie herausstechend hin, nein spielt vielleicht solide aber ungewohnt leer und uninspiriert seine Rolle herunter. Jessica Biel als weibliche Nebenrolle bleibt leider weitestgehend genauso auf der Strecke. Das ist schade, denn die männlichen Nebendarsteller bestehend aus Paul Giamatti und Rufus Sewell wissen genau was sie tun und sie machen es sehr gut und überzeugend. 

Auch filmisch ist The Illusionist nicht gerade eine Perle. So gibt es schon einige gute Einstellungen und Bilder, doch viel Potenzial bleibt ungenutzt und die Kamera wirkt irgendwie hastig und uninspiriert, als müsse sie einen Zeitplan einhalten, welcher für Ideen zu wenig Freiraum lassen würde. So fällt es schwer Gefühle für die Charaktere oder eine Einstellung zur Handlung machen zu können, zudem der untermalende Score kein einziges Mal bedeutsam hervortritt. Thematisch ist The Illusionist interessant, versucht stark sich einen guten Film nennen zu dürfen und sich einen Platz in der großen Twist-Riege zu erarbeiten, doch genau hier liegt das größte Problem, ein gutes Drehbuch war hier leider nicht vorhanden.


So kann man schon bevor der Film zur Hälfte um ist den gesamten weiteren Ablauf vorhersagen und liegt leider damit richtig. Das ist nicht nur ernüchternd, es ist auch wirklich enttäuschend zu sehen, dass uns hier der Film am Ende weiß machen will, dass wir die ganze Zeit getäuscht wurden und wir als Zuschauer eine Täuschung erwartet, die sich als nicht mehr als eine Enttäuschung herausstellt. Als Pluspunkt muss man dem Film anrechnen, dass er weder langweilig, noch frustrierend wird, durch seine fatalen Fehler, nein es sogar irgendwie schafft relativ stimmig zu bleiben und zumindest sein Ding durchzuziehen. 

Am Ende bleibt The Illusionist also leider ziemlich platt und enttäuschend. Nichtsdestotrotz handelt es sich hier nicht um einen wirklich schlechten Film, eher eben um einen, von dessen Genre wir einfach als Zuschauer durch tolle Werke wie Christopher Nolans Prestige - Meister der Magie so viel mehr gewohnt sind, dass uns das hier eher zum Gähnen als zum Staunen bringt. Ein ambitionierter Norton und ein flotteres und subtileres Drehbuch hätten dem Streifen sicherlich gut getan, aber so kann ich nur sagen, für Leute die, sich nicht mit wenig zufrieden geben und Überraschungen gewohnt sind ist The Illusionist nichts mehr als ein laues Lüftchen.

Wertung: 5/10

Der Twist ist hier nur Illusion, sagt: Maxim Braun