Sonntag, 16. November 2014

Garden State (2004)

In Zach Braff's Regiedebüt, in dem er gleichzeitig als Hauptdarsteller agiert, kehrt ein Mitzwanziger in seine Heimat zurück und muss sich mit alten Wunden auseinandersetzen, um mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen und sein Glück finden zu können.

Garden State

Originaltitel: Garden State
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2004
Regie: Zach Braff
Haupt-Darsteller: Zach Braff, Natalie Portman, Peter Sarsgaard, Ian Holm
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 102 Minuten
Kurzbeschreibung: Ein erfolgloser Schauspieler der seit 9 Jahren nicht mehr zuhause war kehrt zur Beerdigung seiner Mutter in seine alte Heimat zurück. Dort erwarten ihn nicht nur all die bekannten Gesichter seiner Vergangenheit, sondern auch die mysteriöse Sam, mit der er sich schnell anfreundet. (Quelle: Moviepilot.de)

Kritik:

Andrew Largeman (Zach Braff) weiß nicht wirklich wo er steht und wo er hin will. Seit 9 Jahren ist er von Zuhause weg um in Los Angeles Schauspieler zu werden und hat seine Eltern seitdem nicht mehr gesehen. Dabei läuft seine Karriere eher weniger erfolgreich, so bleibt seine bekannteste Rolle die eines behinderten Footballspielers und er jobbt mehr in Restaurants, als dass er bei Castings viel Erfolg hat. Eines Morgens erhält er von seinem Vater (Ian Holm) einen Anruf, in dem dieser ihm mitteilt, dass seine Mutter gestorben ist und er ihn nach Hause bittet. Andrew macht sich also auf den Weg und kehrt in den lange verlassenen Ort seiner Jugend zurück, trifft alte Bekannte und versucht mit seinem Vater klar zu kommen, doch irgendwie fühlt er bei all dem rein gar nichts. Das ändert sich rasch, als er der aufgedrehten Samantha (Natalie Portman) begegnet, die im schnell ans Herz wächst, und Andrew muss sich fragen, was er eigentlich will.

Garden State ist ein sehr charmanter Film. Vor allem im ersten Drittel kommt er mit einem sehr leisen Humor daher, der gerade durch allbekannt erzwungene Gespräche und Situationen sehr authentisch bleibt. Das mag seltsam klingen, aber der Film zeigt so viel realistische Dialoge, die wir wohl alle aus langweiligen Familienfeiern und dem Treffen von alten Bekannten kennen, dass er genau den Ton trifft. So bringt Zach Braff das Gefühl, der Entfremdung der eigenen Vergangenheit sehr gut rüber und tischt hier einen Film auf, der einem selbst auch einige Fragen aufwirft.

Das ganze ist weder eine Komödie noch ein Drama, sondern einfach irgendetwas dazwischen, irgendwie eine Art Selbstfindungstripp der den Zuschauer weniger mitreißt oder berührt, dabei aber umso mehr gebannt dem Geschehen folgen lässt. Seinem Stil ist es zu verdanken, dass Garden State einfach anders ist, zwar keine wirklich originelle Geschichte hat, aber durch seine so alltäglichen und doch so charismatischen Bilder es einfach schafft, über 102 Minuten komplett kurzweilig und doch im Gedächtnis zu bleiben. So braucht man keine großen Gefühle zu erwarten, auch keine verzwickte Geschichte die sich langsam auflöst, oder überhaupt irgendwie eine wirkliche Überraschung, doch genau dadurch, dass er irgendwie so klein und unscheinbar bleibt brennt sich der Film umso mehr ins Herz.


Ehren muss man hier vor allem die beiden Hauptdarsteller Zach Braff, der ja hier auch gleichzeitig sein Regiedebüt gibt und am Drehbuch mitwirkte, und eine fantastische Natalie Portman. Beide sind hier wirklich toll und bauen eine super Chemie zueinander auf. Braff hat diese Rolle im Gesicht stehen und es würde mich nicht wundern, wenn hier auch einiges an autobiographischem Material in den Film mit einfloss, doch vor allem Portman weiß mich durch ihre so einfache und doch wundervolle Performance zu beeindrucken. So gibt es kaum Szenen in denen hier irgendwie die schauspielerische Glanzleistung hervorsticht, mehr wirkt eben einfach der ganze Film stimmig und an keiner Stelle sehe ich wirklich störende Kanten. Desweiteren hat Braff hier einen tollen Soundtrack zusammengestellt aus vielen Künstlern die dann auch in der Serie "Scrubs", mit der er ja seinen großen Durchbruch schaffte, oft verwendet wurden und die einfach toll in die Atmosphäre des Streifens passen, in dieses melancholisch Fremde, der zurückgelassenen Vergangenheit.

Garden State revolutioniert überhaupt nichts, hat wenig herausstechenden Szenen, Schauspieler oder Dialoge, ist aber einfach so stimmig und atmosphärisch, dass er all das auch gar nicht nötig hat. Mehr begeistert dieser Film eben genau durch jenen Minimalismus und seine kleinstädtische Art, die uns alle wohl irgendwie bekannt ist und wirft auch im Zuschauer die Frage auf, wie das mit dem Glücklichsein funktioniert. Dabei ist es etwas schade mitanzusehen, dass die Geschichte gegen Ende doch ein wenig zu sehr Richtung Hollywoodkitsch abdriftet. Der Film bleibt die ganze Zeit über sehr ruhig, ziemlich langsam und doch äußerst situationskomisch, ist also vielleicht nichts für den, der hier eine Komödie voller Lacher erwartet, sondern eher für die, die einen kleinen und doch nachdenklichen Film genießen können und wollen. Für mich ist Garden State ein kleiner Stern am Filmhimmel.

Wertung: 7/10

Ein Garden State im Walde ganz still und stumm: Maxim Braun



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