Montag, 24. November 2014

Todeszug nach Yuma (2007)

Christian Bale und Russel Crowe in einem Remake des Western-Klassikers Zähl bis drei und bete, in dem ein Farmer einen gefährlichen Strafgefangenen zu einem Zug bringen muss, bevor dessen Kumpanen es schaffen können ihn zu befreien. Guter Neowestern oder unnötiges Remake? Ich habe es nicht geschafft, den Film in vollen Zügen genießen zu können:

Todeszug nach Yuma

Originaltitel: 3:10 to Yuma
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr:2007
Regie: James Mangold
Haupt-Darsteller: Christian Bale, Russell Crowe, Logan Lerman, Ben Foster
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 123 Minuten
Kurzbeschreibung: Wird Christian Bale es schaffen, den Outlaw Russell Crowe zum Todeszug nach Yuma, und damit hinter Schloss und Riegel zu bringen? (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Dan Evans (Christian Bale) wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen auf einer Ranch in Arizona. Da er seinen Fuß im Kriegsdienst verloren hat und kaum genug Geld zum Leben verdient, hat er große Probleme mit seinen Gläubigern zurechtzukommen, die ihm sein Land wegnehmen wollen. Eines unheilvollen Tages wird er Zeuge eines Überfalls auf eine Kutsche der Bahngesellschaft, bei der einige Männer ihr Leben verlieren und der gerissene Ganove Ben Wade (Russell Crowe) und seine Bande eine Menge Geld stehlen. Später in der Stadt erkennen sich beide wieder und Evans bietet bei Wades Verhaftung an, die Eskorte im Austausch für 200 Dollar zu begleiten. Eine lange und beschwerliche Reise zur Bahnstation beginnt, an der Wade mit dem nächsten Zug um 3:10 Uhr ins Gefängnis nach Yuma transportiert werden soll, doch seine Kollegen heften sich schon bald an die Versen der Eskorte...

Zuerst sei gesagt, ich kenne das Original Zähl bis drei und bete aus dem Jahre 1957 nicht und kann deswegen leider auch derzeit noch keinen Vergleich mit dem Remake anbieten. Dennoch betrachte und bewerte ich den Film hier natürlich sowieso als ganz eigenen Film und einfach als das, was er ist. Todeszug nach Yuma profitiert sehr stark von seinen beiden Hauptdarstellern Christian Bale und Russell Crowe. Beide spielen hier toll und vor allem Crowe schafft es, seiner Figur einen tollen Charakter durch sein Spiel zu verleihen und durch seine Performance zu begeistern.

Umso mehr ärgert es mich, wie unfassbar schlecht hier an der Entwicklung der Charaktere gearbeitet wurde. So ist es eben auch wieder vor allem Crowes Charakter, der gegen Ende einfach komplett aus der Rolle fällt. Manche mögen dies einer plötzlichen Sinneswandlung zuschreiben, Andere stören sich daran nicht oder finden es sogar gelungen, für mich ist es fast unerträglich wie unangekündigt und wie unnötig hier die Charaktere einfach komplett unnatürlich zu handeln scheinen und dadurch große Teile der Geschichte einfach vor die Hunde gehen. Und dabei handelt es sich hier um eine durchaus spannende Geschichte, die mit einem guten Drehbuch und einem guten Regisseur wirklich ein Highlight hätte werden können. Doch stattdessen schafft der Streifen es kaum Atmosphäre zu schaffen und dabei hilft auch ein Soundtrack, der so gut wie kaum vorhanden ist, und dessen Oskarnominierung ich unmöglich nachvollziehen kann, nicht aus.

Vor allem gegen Anfang des Films scheint nämlich James Mangold einiges nicht so recht durchdacht zu haben, so kommen mir viele der Anfangsszenen sehr unvorteilhaft gedreht oder geschnitten vor und wollen mich einfach nicht eintauchen lassen, in die Welt, die mir hier angeboten wird. Dabei macht es stets Spaß Bale und Crow zusammen im Bild zu sehen und auch die Dialoge des Films sind zum Teil wirklich gelungen, doch die richtige Chemie kommt einfach nicht auf, eben weil die Charaktere sich so unglaublich irrational und seltsam verhalten. Und bevor mir vorgeworfen wird, ich würde hier unnötig herummeckern, ohne Beispiele zu liefern, will ich das nachholen: Ich bin nicht in der Lage verstehen zu wollen, warum mit einem der meistgesuchtesten Gangster im Wilden Westen umgegangen wird, wie mit einem Kleinverbrecher - vor Allem nachdem er einige Male Anlass dazu gibt, ihm einfach mal den Mund zu schließen, oder doch wenigstens mal seine Handschellen auf den Rücken zu binden, damit er nicht ständig über seine Eskorte herfällt. 

Wie schon gesagt, ist das Ende des Films der Teil, der am wenigsten solide daherkommt. So ergibt weder die besagte Charakterentwicklung Sinn, noch wie Ben Wade damit umgeht. Anstatt seinen Leuten irgendwie mitzuteilen, dass er langsam anfängt mit Evans zu sympathisieren und dass beide gerade zum Zug rennen, lässt er sich munter weiterlaufend von den eigenen Männern beschießen, welche auch nie auf die Idee kommen, den alleine kämpfenden Evans auch nur einmal einzukreisen oder irgendeinen Versuch machen sich ihm zu nähern. Am Ende macht der Film dann noch ein paar viel zu hastige Versuche, irgendwie Authentizität hinter die Handlungen der beiden Hauptakteure zu zaubern und kommt mit einem enttäuschend idiotischen Finale daher, welches uns außerdem die vollkommene Sinnlosigkeit dieser Reise nach Yuma klarmacht und somit den Film selbst bloßstellt.

Todeszug nach Yuma sieht gut aus und hat zwei tolle Hauptdarsteller, ist aber in meinen Augen einfach nicht ausgereift genug geschrieben. So schafft er es einfach nicht, sich so interessant zu gestalten, wie er sein sollte und bleibt an vielen Stellen nicht nachvollziehbar und seltsam konstruiert wirkend. Vor Allem schlägt mir hier eben ein sehr verkorkstes Ende auf den Magen, bei dem irgendwie noch mal alles zusammengepresst werden soll, was man hätte im ganzen Film langfristig entwickeln können. So bleibt er möglicherweise sehenswert für Western-Fans oder Freunde von Bale und Crowe, auch, weil er es trotz seiner deutlichen Defizite schafft, nicht langweilig zu werden, doch insgesamt erreicht Todeszug nach Yuma viel weniger, als er hätte sein können und bleibt für mich am Ende enttäuschend.

Wertung: 5/10

Versteht nur Bahnhof: Maxim Braun




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