Donnerstag, 28. Mai 2015

Der Babadook (2014)

Ein Kinderbuch verwandelt sich zu einer monströsen Gestalt, die eine Mutter und ihren Sohn heimsucht in Der Babadook. Von Kritikern hochgelobt als neuartiger erfrischend anderer Horrorfilm, weiß die australische Low-Budget-Produktion gleichzeitig zu überraschen und zu enttäuschen.

Der Babadook

Originaltitel: The Babadook
Produktionsland: Australien
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Jennifer Kent
Haupt-Darsteller: Essie Davis, Noah Wiseman, Daniel Henshall, Tim Purcell
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 92 Minuten
Kurzbeschreibung: Der Babadook ist ein australischer Horrorthriller über eine Kinderbuchfigur, die ein traumatisierendes Eigenleben beginnt. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

In Der Babadook geht es um die alleinerziehende Mutter Amelia (Essie Davis), die mit ihrem aufmerksamkeitsgestörten Sohn Samuel (Noah Wiseman) eindeutig überfordert ist. Vor sechs Jahren hat Amelia ihren Mann verloren und muss seitdem allein für das Kind und das Haus sorgen, was ihr ganz schön zu schaffen macht. Eines Tages entdeckt Samuel das vermeintliche Kinderbuch "Der Babadook", das sich schnell als Horror-Bilderbuch entpuppt. Samuel lässt darauf nicht locker und schreit immer öfter um Hilfe vor dem Babadook und während Amelia ihm erst nicht glaubt, muss auch sie bald feststellen, dass die albtraumhafte Figur mehr von ihr einnimmt als nur ihre Träume.

Der Babadook ist anders. Das wurde dem Film in letzter Zeit oft zugesprochen, und das hält er auch ein. Zwar besitzt er durchaus einen innovativen Horror-Stil und spielt mit einigen interessanten Grusel-Momenten, doch bedient er sich leider mit fortschreitender Laufzeit auch immer mehr an gängigen Klischees des Genres. Dabei ist Der Babadook nicht einmal wirklich ein Horror-Film, vielmehr ist das hier ein Psycho-Drama der ganz anderen Art das einen Dämon erschafft, der sich an eine Frau und ihre Familie klammert, und ihre Gedanken nicht mehr loslassen will. Dies ist zwar für den schön schleichenden Spannungsaufbau in der ersten Hälfte des Films als positiv zu betrachten, setzt aber zu viele Erwartungen, die dann nicht erfüllt werden und schafft es dank eines unangenehmen Tonwechsels zur Mitte des Films trotz erfrischendem Gegensatz zu vielen Horrorfilmen nicht zu begeistern.

Und das trotz teilweise genialer Arbeit hinter den Kulissen. Sowohl die Kameraarbeit als auch der Look selbst, der den Film und auch das Monster auszeichnet, ist für eine Low-Budget-Produktion wirklich gut gelungen. Man sieht dem Film zwar auch an, dass er keine allzu großen Geldmengen verschlungen hat, doch das braucht er auch nicht, denn er schafft es, gerade durch den eher minimalistischen Stil Stimmung zu kreieren. Auch anmerken, muss man den teils wirklich hervorragenden Ton, und auch Tonschnitt, die zu großen Teilen der Filmatmosphäre beitragen. Zum Ton eines Films gehören natürlich auch seine Darsteller. Essie Davis ist toll als leidende Mutter, die völlig am Ende ist, und gefällt in der ersten Hälfte sehr gut, neigt aber gegen Ende leider zu Overacting. Und apropos Overacting, Noah Wiseman mag zwar zu überzeugen wissen, stellt jedoch eine der nervigsten Kinderfiguren der Filmgeschichte teils komplett übertrieben dar. Ob seine Darstellung vielleicht gerade deswegen nicht schon wieder gut, ist bleibt Ansichtssache.

Ansichtssache bleibt auch der Film selbst. Ein Film, der mehr symbolisch zwischen Realität und der verzerrten Wirklichkeit wechselt als die Trailer und erste Informationen vermuten ließen. Und doch bleibt die Story selbst zu vorhersehbar. Zwar ist Der Babadook wendungsreich und tischt uns hier eine durchaus interessante und neu behandelte Thematik auf, doch wird man den Eindruck nicht los, dass die schön subtile Erzählweise von Jennifer Kent sich nach dem Aufbau des Films weitestgehend in belangloser üblicher Dramaturgie verliert. Alles ist, wie es scheint und ein wackeliges Finale lässt zwar ein schönes offenes Ende, enttäuscht jedoch trotzdem.

Wer Der Babadook für einen klischeehaften Horrorfilm hält, liegt erst einmal falsch. Vielmehr entwickelt sich aus dem Film ein Psycho-Drama, das jedoch gerade durch seine Horror-Ansätze gegen Ende leider nicht ganz zu überzeugen weiß. Einen innovativen Stil und ein durchdachtes Konzept muss man dem Film zusprechen, mehr Raffinesse gegen Ende der Geschichte bleibt bedauerlicherweise aber aus.

Wertung: 5/10

Guckt jetzt erstma unter seinem Bett nach guten Monsterfilmen: Maxim Braun

Video Kritik:

Trailer:

Mittwoch, 20. Mai 2015

Das Versprechen eines Lebens (2014)

Russell Crowes' Das Versprechen eines Lebens präsentiert uns zwar wunderbare Landschaftsaufnahmen, leidet aber stark unter seinem extrem dürftigen Drehbuch.
 

Das Versprechen eines Lebens

Originaltitel: The Water Diviner
Produktionsland: Australien / Türkei / USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Russel Crowe
Haupt-Darsteller: Russel Crowe, Jai Courtney, Olga Kurylenko, Isabel Lucas
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 112 Minuten
Kurzbeschreibung: Russell Crowes Nachkriegsdrama Das Versprechen eines Lebens erzählt von einem Witwer und seiner verzweifelten Suche nach seinen Söhnen, die in Gallipoli kämpften. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik auf Filmfutter.com

 

Dienstag, 19. Mai 2015

Ex Machina (2015)

Drehbuchautor Alex Garland schafft mit Ex Machina sein Regiedebüt, in dem er das Thema künstliche Intelligenz von einer ganz besonderen Seite betrachtet. Schon viele Filme haben sich an diesem Bereich probiert, wenige erfolgreich. Ist es Garland gelungen, einen guten und prägnanten Science-Fiction-Film zu drehen?
 

Ex Machina

Originaltitel: Ex Machina
Produktionsland: Großbritannien / USA
Veröffentlichungsjahr: 2015
Regie: Alex Garland
Haupt-Darsteller: Domhnall Gleeson, Oscar Isaac, Alicia Vikander, Sonoya Mizuno
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 108 Minuten
Kurzbeschreibung: Im Science-Fiction-Thriller Ex Machina verliebt sich Programmierer Domhnall Gleeson in eine künstlich erschaffene Frau. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Der junge Web-Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) hat scheinbar unglaubliches Glück. Er hat es geschafft in einem firmeninternen Wettbewerb zu gewinnen und darf nun eine Woche lang mit dem Chef der Firma Nathan (Oscar Isaac) in dessen abgeschiedenem Privathaus an einem ganz besonderen Experiment teilhaben. Wie besonders dieses Experiment wirklich ist, stellt Caleb erst fest, als er es mit eigenen Augen sehen kann. Er soll mit der künstlichen Intelligenz Ava (Alicia Vikander) den Turingtest durchführen, und somit herausfinden, ob sie denken kann wie ein Mensch. Doch kaum in Kontakt mit Ava kommt Caleb irgendetwas an der Sache nicht koscher vor und langsam bröckelt die Fassade des geheimnisvollen Nathan und seines Experiments.

Alex Garland hatte schon immer auch als Drehbuchautor Mut zum Skurrilen. Nun bringt er auch als Regisseur wieder viele bekannte und spannende Motive ein die den Zuschauer zu fesseln und zu beschäftigen wissen. Gefahr und Faszination stehen in Ex Machina Seite an Seite, der Zuschauer befindet sich direkt dazwischen. Und während sich die unangenehme Atmosphäre immer weiter hochschaukelt, kann man kaum anders als dem Film in seine Abgründe zu folgen.

Leicht lassen sich Vergleiche zu anderen Filmen ziehen, die sich stilistisch ähnlich verhalten. Ex Machina schafft es weder an einen atmosphärisch kalten Moon heran, noch an den herzergreifenden Her. Trotzdem bewegt sich der Film hinter Genrekollegen auf einem für ihn angemessenen und nicht weit abgelegenen Platz. Durch einen zermürbenden Soundtrack, der die Nerven einmal beruhigt, nur um sie dann wieder in Stücke zu sägen, wird eine brillante Stimmung erzeugt. Untermalt durch die sterilen Bilder der Einrichtung erhält der Zuschauer immer wieder ein stark isoliertes Bild auf die Umgebung, aber auch auf die Charaktere des Films. Durch viele Kontraste, die zwischen der Innenwelt und der Außenwelt geschaffen werden versetzt uns Garland so in eine nahezu klaustrophobische Stimmung. Perfekte Voraussetzungen für ein Kammerspiel wie Ex Machina.

Und da Kammerspiele bekanntlich von ihren Darstellern leben, werden auch hier große Geschütze ausgefahren. Alicia Vikander als KI Ava sieht nicht nur dank CGI super aus und wirkt wie eine sehr feine Mischung aus Mensch und Computer, die Frau spielt das ganze auch super und verleiht der Figur eben die Portion Menschlichkeit, die sie benötigt. Domhnall Gleeson fällt zwar hinter dem restlichen Cast etwas zurück, doch gerade deswegen ist seine etwas distanziert gezeichnete Figur auch eine Steilvorlage für den Zuschauer selbst in die Rolle hineinzuschlüpfen. Doch niemand kommt an Oscar Isaac heran. In den letzten Jahren zeigte er es uns immer wieder, trotzdem bleibt sein Schauspiel überraschend gut und fügt eine weitere tolle Facette zu seinem Können hinzu. Als ignoranter und von Anfang an wenig sympathischer reicher Alkoholiker will man ihn zwar gerne leidenschaftlich hassen, doch durch intelligente Dialoge schafft er es, die anderen Charaktere an die Wand zu nageln.

Und von was leben Kammerspiele noch? Richtig, Dialoge und eine interessante Geschichte. Ex Machina kommt mit einem wendungsreichen Plot daher, der sich leider zum Teil vorhersehen lässt, und kleinere Plotlücken aufweist. Die langsame aber trotzdem spannende Erzählweise ist jedoch trotzdem sehr unterhaltsam, und durch eine starke Herangehensweise an die KI-Thematik, und sogar an interessant kritisch behandelte sexuelle Themen schafft der Film zum Nachdenken anzuregen, auch wenn er nichts gänzlich neu erfinden mag. 

Auch scheut Garland nicht davor zurück tiefschürfende Fragen zu stellen und baut in stark pointierte Dialoge viel offenen Raum ein, der dem Zuschauer für eigene Gedankengänge gelassen wird. Dabei bezieht der Film nie Stellung, sondern bewegt seine Charaktere stetig durch eine Grauzone. Die Einen nennen das meinungsfaul, die Anderen begrüßen gerade hier den starken Wunsch nach Eigeninterpretationen. Lediglich das Ende weiß leider nicht ganz den hervorragenden Stil des vorangegangenen Films fortzuführen und versucht etwas stilisierter zu sein, als es wirklich ist. 

Ex Machina stellt sich trotz Zweifeln der Thematik und des relativ schlecht geschnittenen Trailers wegen als kleine Filmperle heraus. Durch viel Inspiration und intelligente Handlungsstränge sowie Dialoge kratzt Garland mit seinem Regiedebüt tatsächlich am Himmel der großen Film-Sterne, bleibt aber leider nicht gänzlich konsequent. Trotzdem ist der Film für ihn ein mehr als gelungener Einstieg in die Branche, den man nicht verpassen sollte, denn er ist zwar nicht perfekt, doch beschäftigen wird er einen allemal.

Wertung: 7/10

Auch diese Kritik kommt Ex Machina: Maxim Braun

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Trailer:

Samstag, 16. Mai 2015

Mad Max: Fury Road (2015)

George Miller hat mit Mad Max: Fury Road nach genau 30 Jahren endlich den vierten Film seiner mittlerweile etwas staubigen Actionreihe gedreht. Sehr viele Probleme hielten die Produktion des Films auf, doch die Stimmen der Leute nach den ersten Trailern waren überwältigend gut. Schafft es Mad Max dem Hype gerecht zu werden?

Mad Max: Fury Road

Originaltitel: Mad Max: Fury Road
Produktionsland: Australien
Veröffentlichungsjahr: 2015
Regie: George Miller
Haupt-Darsteller: Tom Hardy, Charlize Theron, Nicholas Hoult, Hugh Keays-Byrne
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 121 Minuten
Kurzbeschreibung: Das Reboot Mad Max: Fury Road ist der Auftakt zu einer neuen Trilogie um den postapokalyptischen Outlaw, der diesmal von Tom Hardy gespielt wird. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Max Rockatansky (Tom Hardy) ist ein Outlaw. Er hat gelernt mit den Bedingungen der neuen postapokalyptischen Welt zurechtzukommen wie kein Zweiter. Das heißt in erster Linie, niemandem vertrauen, an sein eigenes Überleben denken und niemals Hoffnung zulassen, die einen doch nur schwächt. In solch einer grausamen Welt muss er leben; muss er überleben. Die anderen Leute interessieren ihn im Normalfall nicht. Doch, was ist schon normal? Nachdem Max von einer Gruppe von verrückten Gesetzlosen gefangen genommen und zur Blutkonserve ernannt wird, schafft er es, sich bei der Jagd auf die abtrünnig gewordene Imperator Furiosa (Charlize Theron), die ganz besondere Ware an Bord hat, zu befreien. Einzelgänger Max muss sich gegen seinen Willen mit der kampfbegabten Frau verbünden, doch niemand weiß genau, wohin ihr weg sie führt...

Mad Max: Fury Road lebt von seinem Hype. Die fantastisch geschnittenen Trailer gaben den Zuschauern rasante Einblicke in benzingeladene Action-Szenen voller Feuer und Sand. Wie der Trailer schon vermuten und hoffen ließ, ist der Film selbst wirklich eine einzige wilde Verfolgungsjagd. George Miller bietet uns fantastisches und detailverliebtes Action-Kino, wie es viele Blockbuster der letzten Jahre vermissen ließen. Wenn hier ein Fahrzeug explodiert, dann nicht einfach in einer gewaltigen Michael-Bay-Wolke aus CGI, sondern mit ruppiger handgemachter Schlagkraft und einer schön dreckigen Detonation. Natürlich setzt auch Miller auf Special Effects, doch es fällt sehr positiv auf, wie er seine Action an den richtigen Stellen so greifbar und schmutzig wie möglich inszeniert.

Zu der pulverisierenden Inszenierung kommt ein harter und kerniger Soundtrack, und es dauert nicht lange, da fängt das eigene Blut an sich in Benzin zu verwandeln. Durch einige sehr amüsante und ausgefallene Tricks, der auch schon im Trailer zu sehen war, wird die Musik nicht nur zum Begleiter des Films, sie findet auch im Film selbst statt. Unterhaltung ist somit voll und ganz geboten. Durch das blanke Chaos, das den Film komplett dominiert hat George Miller auch genug Mut sich Storylücken zu erlauben. Schade ist, dass er hier nicht auf seiner Spur bleibt, die Story weitestgehend gar nicht stark zu beleuchten, sondern von Zeit zu Zeit versucht uns durch Vorgeschichten näher an die Charaktere heranzubringen. Dies funktioniert leider nur schwerlich. Die Handlung schafft es nicht die Gefechte relevant auszugleichen und fungiert somit eher als nerviger Beiwagen für die explosive Action-Rallye.

Wo der Streifen an manchen Stellen wie bereits erwähnt etwas die Strenge vermissen lässt, ist er trotzdem mit vielen seiner Figuren weitestgehend gnadenlos heftig. Mad Max wird vor allem zu Anfang keineswegs als Held dargestellt, er ist eben das, was er ist: Der verrückte Max. Hervorragend porträtiert von einem robusten Tom Hardy, der wie gemacht für die Rolle ist. Es braucht nicht viel mehr als einige Hm und Hmhms und schon weiß der Zuschauer: Hardy ist nicht in diesem Film um viel zu sagen. Im Grunde ist er nicht mal die wirkliche Hauptfigur des Films, denn neben Charlize Therons wirklich bemerkenswerter Performance rückt er immer mehr als der stille Mann für die schmutzigen Jobs in den Hintergrund. Theron reißt den Film trotz einer unbefriedigend gezeichneten Rolle an sich und lässt so schnell auch nicht los. 

Am Ende ist Mad Max: Fury Road ein knapper Dämpfer auf einem hoch angesetzten Niveau. Die eher mitgeschleifte Handlung soll von der durchgehend rasend überspitzten Action in den Hintergrund rücken, macht leider aber vor allem gegen Ende störend auf sich aufmerksam. Wer das ausblenden kann, wird mehr als gut bedient, doch ein bleibender Eindruck lässt sich leider vermissen. Trotz der negativen Aspekte nimmt der Film eine gewichtige Stellung im aktuellen Action-Genre ein und lässt einiges an Potenzial für kommende Mad-Max-Teile übrig, die uns hoffentlich noch erwarten werden.

Wertung: 7/10

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