Samstag, 31. Januar 2015

The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben (2014)

Benedict Cumberbatch ist nominiert als Bester Hauptdarsteller für das biografische Drama The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben, in dem der geniale Mathematiker Alan Turing versucht, den Enigma-Code der Nazis zu knacken. Dabei muss sich der hochintelligente Autist auch mit persönlichen Problemen, wie seiner illegalen Homosexualität herumschlagen.

The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben

Originaltitel: The Imitation Game
Produktionsland: Großbritannien / USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Morten Tyldum
Haupt-Darsteller: Benedict Cumberbatch, Keira Knightley, Mark Strong, Matthew Goode
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 114 Minuten
Kurzbeschreibung: In The Imitation Game spielt Benedict Cumberbatch den Forscher Alan Turing, der nicht nur die deutsche Verschlüsselung im Krieg knackte, sondern auch wegen seiner Homosexualität verfolgt wurde. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Alan Turing (Benedict Cumberbatch) ist ein genialer Mathematiker. Aus diesem Grund meldet er sich beim britischen Militär, um dort dabei zu helfen Enigma, ein deutsches Funkgerät, das Funksprüche der Wehrmacht verschlüsselt, zu besiegen. Schnell wird allen Beteiligten klar, dass sie hier an etwas streng geheimen arbeiten, das unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit gelangen darf, und es dauert nicht lange, bis Turing sich bei seinem Team durch seine skurrile Art unbeliebt macht. Dabei hat er einen genialen Plan: Er will eine Maschine bauen, die Enigma entschlüsseln kann, da nur eine Maschine eine Maschine besiegen kann, doch seine Kollegen sind davon noch nicht überzeugt.

The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben ist mit 8 Nominierungen einer der ganz großen Oscar-Kandidaten, in so einigen wichtigen Kategorien. Unter anderem ist Benedict Cumberbatch als Bester Hauptdarsteller nominiert, und das völlig zurecht! Der charismatische Brite, der vor allem durch die Serie "Sherlock" an Bekanntheit erlangte, zeigt hier seine bislang stärkste Performance, in der so einige Szenen enthalten sind, die seine Nominierung rechtfertigen. Zwar wird er es in diesem starken Jahr ziemlich schwer haben, den Award auch gewinnen zu können, aber abschreiben sollte man ihn keineswegs.

Cumberbatch bleibt auch eindeutig der positivste Aspekt des Films, der sonst leider an einigen Stellen enttäuscht. Zu viele Klischees und eine seltsame, wenig Furcht einflößende Darstellung des Krieges führen leider dazu, dass der Film es an vielen Stellen nicht schafft, die für ein biografisches Drama nötige Authentizität aufzubauen, und so eine emotionale Stimmung aufzubauen. Durch seltsame, zum Teil wirklich unnötige, Zeitsprünge und Flashbacks soll hier eine Identifikation mit dem Hauptcharakter geschaffen werden, doch das Gegenteil ist der Fall, sie distanzieren uns mehr von ihm und zerbrechen die vom Film geschaffene Realität.

Und dabei ist Turing eine so interessante und vielschichtige Persönlichkeit, dass es an vielen Stellen schmerzt, wie halbherzig und ideenlos er vom Drehbuch in Szene gesetzt wird. Viel mehr von seinen Gefühlen, seinen Gedanken und vor allem von der tragischen und dunklen Seite seines Lebens hätten de Film gut getan, wären der Vorlage gerechter geworden und hätten ihm viel mehr von der dringend nötigen Substanz verliehen. Dabei schafft es auch eine charmante Nebendarstellerin wie Keira Knightley nicht, dem Drama den nötigen Schub zu geben.

The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben ist ein solides Drama mit einem starken Benedict Cumberbatch, verschenkt aber enorm viel Potenzial, wenn es darum geht, seine Charaktere mit ihren Licht- und Schattenseiten interessant ins Bild zu rücken. An vielen Stellen fühlt der Film sich an, als hätte man ihn schon gesehen und auch wenn es gegen Ende stark versucht wird, schafft man es nicht ganz, die nötige emotionale Stimmung zu erzeugen, die uns Turing so greifbar machen soll. 

Wertung: 6/10

Schreibt gerade an einer Turing-Maschine: Maxim Braun




Mittwoch, 28. Januar 2015

96 Hours (2008)

Mit 96 Hours a.k.a. Taken startete Liam Neesons Karriere als gealterter Action-Star, der nach entführten Leuten sucht, seine Familie beschützt, oder einfach Lust auf Krawall und Geballer hat. Ist der Film wirklich der moderne Actionfilm schlechthin, oder doch nur stupides Gehaue?

96 Hours

Originaltitel: Taken
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2008
Regie: Pierre Morel
Haupt-Darsteller: Liam Neeson, Maggie Grace, Olivier Rabourdin, Famke Janssen
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 93 Minuten
Kurzbeschreibung: Als seine Tochter im Ausland entführt wird, greift Liam Neeson in 96 Hours selbst zur Waffe, um die 17-Jährige aus den Fängen der Menschenhändler zu befreien. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Bryan Mills' (Liam Neeson) Leben ist nicht gerade perfekt. Ständig versucht der im Ruhestand lebende Ex-Agent seiner 17-jährigen Tochter Kim (Maggie Grace) näher sein zu können, da die Arbeit ihn damals seine Familie, und demnach auch seine Ehe kostete. Als seine Tochter ihn bittet, sie mit einer Freundin nach Frankreich fahren zu lassen ist Bryan also erst einmal sehr skeptisch, willigt seiner Tochter zuliebe allerdings schließlich ein und lässt sie ziehen. Leider verwirklichen sich die Sorgen um seine Tochter, denn die beiden Mädchen werden kurz nach ihrer Ankunft von albanischen Menschenhändlern verschleppt. Bryan muss nun wieder zu dem Profi werden, der er einmal war, und macht sich auf einen energischen Gewaltmarsch durch die Verbrechenssümpfe von Paris um seine Tochter zu retten.

Liam Neesons derzeitiges Karrierehoch ist eine Sache für sich. Mit 96 Hours startete für den ehemals genialen Charakterdarsteller aus Filmen wie Schindlers Liste eine Serie von Filmen, in denen er abgehalfterte Ex-Agenten verkörpert, die den Bösewichten noch mal gehörig eins mitgeben, bevor sie in Rente gehen. Dem Action-Standard wird der Film auch tatsächlich gerecht, so ist er nicht wirklich revolutionär, aber durchaus schnell, konsequent und zweifelsohne unterhaltsam und schlagfertig. Die Kampfsequenzen und Schusswechsel sind einwandfrei gemacht und machen zum Großteil sehr viel Spaß.

Weniger Spaß macht leider die unglaublich dumpfe Story, die fast jeder innerhalb eines Tages hätte schreiben können. Überraschungen bleiben zum Großteil aus, und die Menschenhändler-Verschwörung, die sich natürlich bis in die französische Regierung erstreckt, wirkt schon etwas sehr weit hergeholt. Auch ist die Charakterzeichnung nicht gerade ideal, so bleibt viel zu wenig Zeit um sich mit Liam Neesons Figur zu identifizieren, und wenn dann mal ein Versuch in die Richtung gemacht wird, dann viel zu klischeehaft und ohne wirkliche Innovation.

Das ist wirklich schade, denn Liam Neeson selbst glänzt und geht in seiner "Bad-Ass-Rolle" einzigartig auf. Man nimmt ihm den alten und doch immer noch professionellen Ex-Agenten sofort ab, und er hat einige richtig starke Momente und bringt so einige Sprüche, die sich dauerhaft ins Actionfilm-Gedächtnis einprägen. Zwar erfindet der Streifen nichts wirklich neu, und Neeson bringt wahrlich keine Tiefe in den Film, oder etwas annähernd Ähnliches, aber durch die rastlose Hektik und die brachiale Action wird der Unterhaltungswert hochgehalten.

96 Hours ist keine Revolution des Actiongenres, aber ein gelungener, wenn auch klischeehafter Film. Liam Neeson funktioniert super, der Streifen ist schnell und sieht gut aus, hätte aber durchaus ein innovativeres und besser geschriebenes Drehbuch vertragen. So bleibt er zwar durch einige starke Szenen im Gedächtnis, schafft es aber am Ende auch nicht sich merklich von der breiten Masse abzusetzen, und eigenständig ein neues Genre zu erschaffen. Einzig und allein Neeson scheint das durch diesen Film für sich geschafft zu haben.

Wertung: 6/10

Happy Hour für alle 96-Jährigen!: Maxim Braun



Freitag, 23. Januar 2015

Unbroken (2014)

Angelina Jolies neues Werk Unbroken basiert auf der wahren Geschichte des Olympialäufers Louis Zamperini, der im Zweiten Weltkrieg in die Gefangenschaft der Japaner kommt, und unter diesen zu Leiden hat, während er zu Hause längst für Tod erklärt wurde.

Unbroken

Originaltitel: Unbroken
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Angelina Jolie
Haupt-Darsteller: Jack O'Connell, Jai Courtney, John Magaro, Alex Russell
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 137 Minuten
Kurzbeschreibung: Angelina Jolie verfilmt mit Unbroken die außergewöhnliche Biografie von Louis Zamperini, der als gefeierter Sportler in den Wirren des Zweiten Weltkrieges in japanische Kriegsgefangenschaft gerät. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Der junge Italiener Louis Zamperini (Jack O'Connell) ist nicht gerade beliebt in seiner Heimat. Von den anderen Jungs in seinem Alter wird er nur verprügelt, und auch seine Eltern haben einige Probleme mit ihm, denn Louis fällt ständig dadurch auf, dass er Dinge klaut und die Polizei verärgert. Weil sein Bruder Pete (Alex Russell) nicht zusehen will, wie Louis langsam in die Kriminalität abdriftet, spornt er seinen jüngeren Bruder dazu an, zu laufen. Die Arbeit trägt Früchte und Louis wird zum besten Läufer an seiner Highschool und darf sogar an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teilnehmen, wo er zwar nichts gewinnt, aber seine Endrunde in Rekordzeit hinlegt. Später begibt er sich zur Air Force nach Hawaii, von wo aus mit Fliegern Bomben auf Japan geworfen werden. Als bei einem Flug ein Triebwerk ausfällt, und Louis und seine Kollegen wochenlang auf dem Meer festsitzen, freuen sie sich nur sehr zurückgehalten, als sie zwar von den Japanern an Land gebracht werden, dann allerdings in ein Arbeitslager für Kriegsgefangene gehen müssen.

Unbroken basiert auf der wahren Biografie des Louis Zamperini, der 2014 im Alter von 97 verstarb, die von den Coen-Brüdern in ein Drehbuch gepackt und uns von Angelina Jolie auf die Leinwand gebracht wurde. Und tatsächlich ist es eine unglaubliche und bewegende Geschichte, die von einem harten Kampf handelt, an den Grenzen dessen, was ein Mensch ertragen kann. Zamperini sah in seinem Leben dem Tod nicht nur in die Augen, er umarmte ihn förmlich und stieß ihn wieder von sich, und das nicht nur einmal.

Angehaucht von all diesen unglaublichen Ereignissen, schafft der Film es Louis als beeindruckenden Menschen darzustellen, allerdings oft ohne seine Schattenseiten zu offenbaren. So ist Zamperini klar eine beneidenswerte Persönlichkeit, doch dadurch, dass er hier als fast schon fehlerloser Held dargestellt wird, verliert seine Figur auch die nötige Greifbarkeit, die in einem biografischen Drama so wichtig ist. Hier reißt der Film dann leider doch zu wenig mit, eine Kürzung hätte dem Streifen insgesamt sicher gut getan, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Jack O'Connell schafft es trotzdem sehr gut, seine Figur lebendig zu gestalten und macht mit diesem Film einen sehr guten Eindruck, der ihm den Weg in weitere größere Produktionen ebnen sollte.

Auch Angelina Jolie beweist, dass sie als Regisseurin durchaus Talent besitzt, das sich sehen lässt, hat aber auch noch viel Potenzial nach oben, denn Unbroken kommt leider nicht ohne Längen daher, sondern bleibt leider nur in der ersten Hälfte des Films wirklich spannend und verliert sich dann relativ schnell in den Szenen im Gefangenenlager, die zwar bedrückend sind, aber nach gewisser Zeit auch recht langweilig wirken. Trotzdem eindeutig noch positiv zusprechen muss man der Darstellung des Krieges und auch der Japaner, denn obwohl wieder einige Kritiker die wohlbekannte Patriotismus-Karte ziehen und den Streifen verurteilen, muss man sagen, dass vor allem das Ende des Films doch eine ganz andere Richtung anstrebt.

Angelina Jolies Unbroken stellt sich als solides Kriegsdrama heraus, das auf einer atemberaubenden Geschichte beruht, allerdings den Zuschauer zu wenig packt und zu viele Längen aufweist. Dennoch bleibt der Film eine interessante und nicht schlecht gelungene Biografie, die einen am Ende mit einem Lächeln im Kinosaal zurücklässt. Wem der Trailer gefällt, für den könnte also auch der ganze Film der richtige Griff sein.

Wertung: 6/10

Kommt an der Wall Street nicht zum Broken: Maxim Braun




Donnerstag, 22. Januar 2015

Der große Trip - Wild (2014)

Der große Trip - Wild ist die Adaption des New-York-Times-Bestsellers von Cheryl Strayed, in dem sie von ihrem gewaltigen Selbstfindungstrip berichtet, verfilmt vom Regisseur des letztjährigen Hits Dallas Buyers Club. Schafft der zweifach Oscar-nominierte Film es, an große Filme seines Genres, wie Into the Wild, heranzukommen?

Der große Trip - Wild

Originaltitel: Wild
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie:Jean-Marc Vallée
Haupt-Darsteller: Reese Witherspoon, Laura Dern, Kevin Rankin, Gaby Hoffmann
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 116 Minuten
Kurzbeschreibung: Der große Trip – Wild ist die Verfilmung der gleichnamigen Memoiren von Cheryl Strayed, die darin ihren Gewaltmarsch von über 1000 Meilen auf dem Pacific Crest Trail schildert. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Cheryl Strayed (Reese Witherspoon) hat beschlossen alles hinter sich zu lassen, und den PCT, den Pacific Crest Trail zu laufen. Das ist ein Wanderweg entlang der amerikanischen Westküste, der sich am ehesten mit dem Jakobsweg in Europa vergleichen lässt, auf dem jedes Jahr Leute ihre Pilgerreise antreten. Cheryls Motivationen sind weniger religiös, als dass sie einfach eine Auszeit braucht, eine Auszeit aus einem Leben, in dem sie viel mitmachen musste, und in dem sie oft Menschen enttäuscht hat, oder von ihnen enttäuscht wurde. Wegen all diesen Dingen nimmt sie den 1600 Kilometer langen Marsch auf sich, kämpft sich durch dürre Wüsten und eiskalte Schneeregionen, und versucht mit ihrer Vergangenheit klarzukommen.

Jean-Marc Vallée schickt uns in Der große Trip - Wild auf eine Reise durch die wunderschöne Natur der USA. Mit einer tollen Kameraarbeit werden hier fantastische Einstellungen von Landschaften gezeigt und der Film versetzt einen in ein cooles Roadtrip-Feeling bei dem man am liebsten selbst gleich aus dem Fenster springen möchte und einfach loslaufen will. Diese Bilder werden vermischt mit einem sehr empfindsamen Soundtrack, zusammengestellt aus vielen ruhigeren Liedern, die eine melancholische und schön einsame Atmosphäre kreieren.

Diese wird immer wieder unterbrochen, die Stille für kurze Zeit zerrissen, durch Flashbacks aus Cheryls Vergangenheit. Manchmal bestehen diese Rückblicke aus kurzen schnipselartigen Szenen, ohne jede Erklärung, manchmal sind sie länger und sollen uns verdeutlichen, warum sie gerade so handelt, wie sie es tut, bzw. woran unsere Protagonistin gerade denkt. Diese Rückblenden wirken am Anfang erfrischend und sogar ergreifend, werden allerdings im Verlauf des Films leider ein bisschen zu oft eingesetzt, und anstatt Bilder wirken zu lassen, zerstören sie in manchen Momenten fast schon die dichte Stimmung.

Nichtsdestotrotz bleibt die Handlung stets spannend und wenig vorhersehbar, sogar wirklich authentisch an vielen Stellen, was natürlich auch dem Drehbuch zu verdanken ist, das auf Cheryl Strayeds wahrer Geschichte beruht. Die Zuschauer bekommen eine sympathische Figur mit all ihren Fehlern und Schwächen zu sehen, die sich ein Ziel setzt, das bemerkens- und bewundernswert zugleich ist. Viele Mono- und Dialoge sind stark geschrieben und wirken in großen Teilen vollkommen unaufgesetzt und realistisch, schaffen es sich sogar festzusetzen und sich hervorzuheben im Kontext des Kampfes mit und der Suche nach sich selbst.

Reese Witherspoon ist in Bestform, und obwohl sie schon als bekannte Schauspielerin gilt, und man ihren Namen sicher mindestens einmal gehört hat, hatte sie lange keinen guten Film mehr, mit dem sie so stark auf sich aufmerksam machen konnte. Ihr letzter Film, in dem sie ihre ansehnliche Schauspielkunst in Beweis stellte, war Walk the Line, für den sie auch ihren Oscar gewann, doch das ist schon 9 Jahre her. In Wild zeigt sie, dass sie die Kraft hat, diesen Film auf ihre eigenen Schultern zu stemmen und ihn zu tragen - symbolisch gesehen wie ihren Rucksack im Film. Dafür hat sie zurecht ihre Oscarnominierung als "Beste Hauptdarstellerin" bekommen, auch wenn es gegen Rosamund Pike (in Gone Girl) ein schweres Rennen um die Trophäe wird. Laura Derns Nominierung als "Beste Nebendarstellerin" schlägt nebenbei doch etwas auf den Magen, so strengt sich Dern zwar an in dem Film zu gefallen, doch wirkt sie an einigen Stellen zu sehr fehl am Platz, als dass sie dafür eine Nominierung verdient hätte.

In der End-Bewertung kommt man leider nicht drum herum Der große Trip - Wild mit dem fantastischen Aussteiger-Film Into the Wild von Sean Penn zu vergleichen. Wo Letzterer auch eine fabelhafte Atmosphäre erzeugt steht Wild dem, vor allem in den beiden ersten Dritteln des Films, in nichts nach, nein, verbindet die Wanderung sogar noch mehr und deutlicher mit der Vergangenheit des Protagonisten. Dafür schafft er es leider nicht den Spannungsbogen bis zum Ende oben zu halten, und während man auf ein schönes Finale wartet, enttäuscht der Film dann doch etwas mit einem sehr raschen und fast schon überhastet wirkenden Ende, an dem man wirklich noch mehr hätte machen können.

Reese Witherspoon glänzt im biografischen Abenteuerfilm Der große Trip - Wild wie selten zuvor und liefert eine aufopferungsvolle Performance ab, für die sie ihre Oscar-Nominierung sehr wohl verdient hat. Der Film schafft es trotz starker Konkurrenz sich einen Platz im Roadtrip-Fimgenre zu sichern und eine tolle Mixtur aus atemberaubenden Bildern und emotionaler Geschichte herzustellen. Für alle Fans von einsamen Landschaften und Selbstfindungstrips ist Wild ein Muss, und auch wenn der Film gegen Ende leider etwas den Faden verliert, bleibt er auf jeden Fall sehenswert.

Wertung: 7/10

"Born to be Wild" ist: Maxim Braun




Die zwölf Geschworenen (1957)

Henry Fonda als zweifelnder Geschworener im legendären Debütfilm von Sidney Lumet, der trotz seines Alters und der kurzen Laufzeit als eines der größten Meisterwerke der Filmgeschichte gilt. Dabei schafft Die zwölf Geschworenen es trotz seines hohen Alters und der farblosen Optik noch heute zu begeistern.

Die zwölf Geschworenen

Originaltitel: 12 Angry Men
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 1957
Regie: Sidney Lumet
Haupt-Darsteller: Henry Fonda, Lee J. Cobb, Ed Binns, E.G. Marshall
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 96 Minuten
Kurzbeschreibung: Als Die zwölf Geschworen nach einem Mordprozess über Schuld und Unschuld entscheiden sollen, scheint ihr Urteil schon beschlossen. Doch Henry Fonda besteht auf einen berechtigten Zweifel. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Es ist ein extrem heißer Tag und in einem kleinen Raum bei einem Gerichtsgebäude sitzen zwölf Männer und lassen die abgelaufene Gerichtsverhandlung Revue passieren. Die Männer sind allesamt Geschworene und sollen darüber entscheiden einen jungen Mann, der seinen Vater mit einem Messer erstochen haben soll, für schuldig oder unschuldig zu befinden. Der Fall scheint klar und alle wollen so schnell wie möglich fertig werden, weswegen bei einer ersten Abstimmung jeder auf "Schuldig" plädiert. Jeder außer der Geschworene Nr. 8 (Henry Fonda), der allein für "Nicht schuldig" stimmt, da er es nicht gutheißen kann, den Angeklagten so schnell zu verurteilen, ohne über den Fall gesprochen zu haben. Die anderen Männer reagieren natürlich entsprechend ungeduldig und versuchen Nr. 8 zu überzeugen, doch so langsam kommen auch bei den anderen Geschworenen Zweifel auf...

Die Thematik von Die zwölf Geschworenen funktioniert gestern wie heute immer noch einwandfrei und wirkt keineswegs eingerostet. Hier unterhalten sich zwölf Menschen über einen folgenschweren Fall und man merkt, wie angestrebt wird jedem Charakter eine eigene Vorgeschichte und Denkweise zu verpassen, um so verschiedene Verhaltensweisen von Mitgliedern in einer zufällig zusammengewürfelten Gruppe darzustellen. Dabei gibt es sowohl simple Figuren, welche sich leicht von der Masse mitreißen lassen und nie wirklich Stellung beziehen, als auch komplexere Typen, welche beharrlich argumentieren und auf ihre Meinung bestehen.

Dabei schafft der Film, was vielen Kammerspielen nicht gelingt, er wird seinen 96 Minuten exzellent gerecht und wird nicht langweilig, nein bleibt spannend und unterhaltsam. Natürlich gibt der eine Raum nicht viel her für tolle Kamerafahrten oder aufwendige Szenen, doch Lumet macht so ziemlich das Beste aus der tollen Geschichte und setzt sie gekonnt um. Dabei spielt das aber auch viel weniger eine Rolle als die toll geschriebenen Dialoge und Charaktere, welche uns vor Augen führen sollen, wie schnell eine Gruppe von Menschen eine gewisse Dynamik erreicht, welche die Meinungen einzelner Menschen schnell übergehen kann. Natürlich bleibt er dabei in alter Kammerspiel-Manier immer sehr ruhig und ohne große Überraschungen, doch darauf ist der Film auch ausgelegt.

Dabei wissen auch die Schauspieler zu begeistern, die diesem Film, der ja sehr einem Theaterstück ähnelt, sein Leben einhauchen und die Moralvorstellungen der Charaktere eindrucksvoll umsetzen. Vor allem Henry Fonda in der Hauptrolle als zweifelnder Geschworener muss es nicht nur schaffen die 11 anderen Herren von seiner Meinung zu überzeugen, sondern auch den Zuschauer, und das gelingt ihm ohne Probleme. Auch Lee J. Cobb weiß als stärkster Vertreter der "Schuldig"-Seite zu brillieren und seine aggressiv ignorante Ader toll raushängen zu lassen.

Die zwölf Geschworenen ist nicht ein Stück gealtert. Mit einer immer noch aktuellen Thematik, überragenden Schauspielern und exzellent geschriebenen Dialogen weiß das Kammerspiel bis heute zu begeistern. Zwar gibt die Geschichte natürlich nicht viel her, und der Film bleibt immer relativ seicht und langsam, doch regt er die Gedanken über sein Thema an und regt den Zuschauer an sich damit zu beschäftigen.

Wertung: 7/10

Voll eins auf die 12! Geschworen digga: Maxim Braun



Dienstag, 20. Januar 2015

Sin City (2005)

Gerade mal 10 Jahre alt und trotzdem zweifelsohne ein Klassiker! Robert Rodriguez' Sin City ist nach wie vor eine schlagkräftige und brutale Aneinanderreihung von düsteren Geschichten aus der Stadt der Sünden, die mit einer Top-Besetzung und einer einzigartigen Optik alles richtig macht.

Sin City

Originaltitel: Sin City
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2005
Regie: Robert Rodriguez, Frank Miller, Quentin Tarantino
Haupt-Darsteller: Bruce Willis, Mickey Rourke, Clive Owen, Jessica Alba
Altersfreigabe: FSK 18
Laufzeit: 119 Minuten
Kurzbeschreibung: Robert Rodriguez’ Sin City zeigt das Bild der brutalen Stadt Basin City durch die Augen dreier verschiedener Personen, die sich alle in der Korruption verfangen. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Die Handlung der episodenartigen Comicbuchverfilmung ist gar nicht so leicht zusammenzufassen: Wir verfolgen hauptsächlich drei Charaktere und ihre Geschichten, die sie durch dreckige Verbrechersümpfe und Verschwörungen führt, und deren Wege mit jede Menge Blut gepflastert sind. Da hätten wir zum Beispiel den kurz vor der Rente stehenden Cop Harrigan (Bruce Willis), der einen pädophilen Gangster davon abhalten will sein nächstes Opfer umzubringen, dabei aber korrupte Bullen als Gegner hat. Ein weiterer für Gerechtigkeit kämpfender Mann ist der entstellte Marv (Mickey Rourke), der auf der Suche nach dem Grund ist, warum ihm eine ganz besondere Bekanntschaft geraubt wurde. Zu guter letzt rückt auch das Geschehen um Dwight in den Vordergrund, welcher seine Freundin vor ihrem schmierigen Ex-Freund beschützen will, dabei jedoch einen gewaltigen Fehler begeht...

Wenn es je einen Film gegeben hat, dem man ohne Zweifel den Titel "Badass" verleihen konnte, dann ist das Sin City! Alle Hauptcharaktere des Films sind brutale und kompromisslose Helden, wie sie im Buche stehen. Mit einer harten Vergangenheit und einem festen Ziel, von dem sie sich von niemandem abhalten lassen, kämpfen sie dafür, was sie für richtig halten und schrecken vor nichts zurück, dass sich ihnen in den Weg stellen will. Dabei sind alle drei Geschichten toll geschrieben und aufgebaut, und man fiebert mit den Antihelden, die sich gegen das Gesetz und für die Gerechtigkeit einsetzen, während sie den fiesen Killern und Vergewaltigern den Arsch versohlen.

Der Film ist unglaublich stilsicher und erschafft durch seinen comichaften Schwarz-Weiß-Look eine einzigartige Atmosphäre, wie man sie so noch nie bekommen hat. Wenn dann noch die Charaktere ihre bitteren und dunklen Monologe über diese dreckige Welt halten, während sie in ihren heißen Schlitten über die Straßen brettern, ist die Stimmung perfekt und der Film zieht uns hinein in seinen Sumpf, seine finstere und doch so reale Hülle und lässt uns so schnell nicht mehr los. Man kann die Charaktere als noch so stumpf und kalt beschreiben, in jeden einzelnen unserer Protagonisten kann man schneller hineinfühlen, als einem lieb ist und man will, dass sie ihre Mission erfüllen, ihr Ziel erreichen. Vielleicht ist es auch hier gerade das unperfekte, das düstere an unseren Helden, was uns sie als so zerbrechliche und emotionale Helden sehen lässt.

Diese Helden und auch ihre Gegner werden von einem außergewöhnlich starken und vielfältigen Cast dargestellt, das an vielen Stellen perfekt besetzt wurde. Niemand anderes als Mickey Rourke hätte einem Marv diesen gleichzeitig so positiven und doch räudigen und harten Look verpassen können und auch Bruce Willis funktioniert fantastisch als der letzte ehrliche Polizist auf seiner endgültigen großen Mission. Zudem tut es sehr gut, den talentierten und doch oft in der Masse untergehenden, Clive Owen in einer tollen Rolle zu sehen, in der er es schafft zu begeistern.

Ich habe mich lang bemüht, eine gepflogene Ausdrucksweise für das folgende Fazit zu finden: Sin City ballert so richtig hart auf den Latz! Eine einzigartig bestechende Optik, viele tolle Darsteller, und die toll geschriebenen und wendungsreichen Storys machen die Comicverfilmung zu einem der besten Episodenfilme aller Zeiten und lassen sie unsterblich werden. Über Sin City wird man auch noch reden, wenn weitere 10 Jahre vergangen sind, denn der Film hat Biss und schlägt gewaltig ein.

Wertung: 8/10

Schwarz-Weiß ist das neue Farbig: Maxim Braun





Samstag, 17. Januar 2015

Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis (2014)

Nightcrawler ist ein stilsicher inszenierter Thriller mit satirischen Untertönen, der mit einer beängstigenden Performance von Jake Gyllenhaal punktet, aber leider auch Längen aufweist.

Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis

Originaltitel: Nightcrawler
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Dan Gilroy
Haupt-Darsteller: Jake Gyllenhaal, Rene Russo, Bill Paxton, Ann Cusack
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 119 Minuten
Kurzbeschreibung: Jake Gyllenhaal gerät in Nightcrawler als Journalist in die kriminelle Untergrund-Szene von Los Angeles. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik auf Filmfutter.com

 

Donnerstag, 15. Januar 2015

Edge of Tomorrow (2014)

Tom Cruise als feiger Soldat, der gezwungen wird, in den Krieg gegen Außerirdische zu ziehen und nach jedem Tod von vorne anzufangen. Was nach einem übertrieben beschissenem Trash-Mix von Und täglich grüßt das Murmeltier und Starship Troopers klingt, überrascht den Zuschauer doch durch starken Unterhaltungswert.

Edge of Tomorrow

Originaltitel: Edge of Tomorrow
Produktionsland: Austrailien / USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Doug Liman
Haupt-Darsteller: Tom Cruise, Emily Blunt, Brendan Gleeson, Bill Paxton
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 113 Minuten
Kurzbeschreibung: Im Science-Fiction-Drama Edge of Tomorrow stirbt Tom Cruise im Kampf gegen Aliens, nur um immer wieder am Vortag zu erwachen und erneut in die Schlacht zu ziehen. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

In naher Zukunft hat die Menschheit ein gewaltiges Problem: Außerirdische mit unguten Absichten, sogenannte Mimics, haben weite Teile Deutschlands und Frankreichs eingenommen und bewegen sich nun Richtung England. Nichts scheint sie aufhalten zu können, bis die Soldatin Rita Vrataski (Emily Blunt) in einer Schlacht nahezu allein Hunderte der Kreaturen besiegt. Major Bill Cage (Tom Cruise) ist an jenem Krieg nur gering beteiligt und ist schockiert, als er an die Front geschickt werden soll, anstatt wie üblich ungefährliche Berichterstattungen zu machen. Nachdem er sich weigert, wird er gefangen genommen und als Deserteur behandelt, was heißt er verliert seinen Status und wird ohne Kenntnisse der Waffen ins Gefecht geschickt. Natürlich stellt er sich nicht allzu geschickt an, und nachdem er die ersten Minuten am Leben bleibt, wird er tödlich von einem Alien verletzt, schafft es aber noch einen speziellen Mimic, der sich von den anderen unterscheidet, in die Luft zu sprengen. Doch nachdem Cage stirbt, wacht er wieder im Lager auf, und das nicht nur dieses eine Mal. Schnell muss er sich auf die Suche machen nach jemandem, der ihm erklären kann, was mit ihm geschieht.

Auch wenn der Plot von Edge of Tomorrow noch so trashig klingen mag und man auch nie wirklich weiß, was man von Tom Cruise zu erwarten hat, dieser Film rockt! Doug Liman liefert uns hier einen actionreichen und sehr unterhaltsamen Sci-Fi-Kracher, der sehr kurzweilig daherkommt und die volle Laufzeit lang Spaß macht. Dabei ist der Film voller toll aussehender Schusswechsel und Spezialeffekte, die dem Film eine hervorragende Optik verleihen. 

Zudem wagt der Streifen hier etwas, in dem er es schafft, einen sehr starken Humor passend zur Action zu etablieren, von der sich viele andere Filme des Genres eine Scheibe abschneiden können. Edge of Tomorrow schafft es, gleichzeitig einige klasse Lacher zu erzeugen, was vor allem den beiden sehr sympathisch agierenden Hauptdarstellern zu verdanken ist, und dann wieder Momente zu erzeugen, die einfach klasse geschrieben sind und einem einen Funken Gänsehaut verpassen, sodass der Film spannend und stets auch charmant bleibt.


Wie schon erwähnt machen Tom Cruise und Emily Blunt das Herzstück des Films aus. Die beiden Schauspieler kommen überraschend vielschichtig daher und bauen eine so gute Chemie auf, wie man sie in vielen Filmen mit einer komplexeren Handlung nicht finden kann. Vielleicht ist es gerade jene Beziehung der beiden Charaktere, die diesen Streifen so unglaublich sympathisch und unterhaltsam machen. Zum Schluss weiß der Streifen dann sogar noch einmal für ein bisschen Verwirrung zu sorgen und lässt den Zuschauer mit einem perfekten Endcut zurück.

Edge of Tomorrow setzt nicht auf große Handlung, schafft es aber durch die tollen Hauptcharaktere und ein interessantes Konzept ein sehr unterhaltsamer Film zu sein. Durch tolle Bilder, Actionszenen und zündende Gags ist der Streifen einer der besten Actionfilme der letzten Jahre und weiß den wenig erwartenden Zuschauer an sehr vielen Stellen zu überraschen und zu begeistern.

Wertung: 7/10

Edge-bätch Tom Cruise-Hasser sagt: Maxim Braun



 

Donnerstag, 8. Januar 2015

Cast Away - Verschollen (2000)

Tom Hanks landet nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel und liefert uns eine moderne Variante einer Robinson-Crusoe-Geschichte in Cast Away - Verschollen. In einem über zwei Stunden langen Film mit einer geradezu winzigen Anzahl an Dialogen schafft es der Film trotzdem voll und ganz zu unterhalten.

Cast Away - Verschollen

Originaltitel: Cast Away
Produktionsland: USA
Veröffentlichungsjahr: 2000
Regie: Robert Zemeckis
Haupt-Darsteller: Tom Hanks, Helen Hunt, Chris Noth, Nick Searcy
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 144 Minuten
Kurzbeschreibung: Einen Volleyball der Marke Wilson wird man nach Cast Away – Verschollen ebenso sehen wie Tom Hanks – und lieben. Robert Zemeckis inszenierte die moderne Robinsonade. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Chuck Noland (Tom Hanks) lebt seinen Job als FedEx-Angestellter aus wie kaum ein Anderer. Darunter muss allerdings sein Privatleben etwas leiden, da er ständig über den Globus fliegen muss und seine Freundin Kelly (Helen Hunt) darum oft zu Hause allein lässt. Kurz bevor er ihr einen Antrag machen will, muss Chuck schon wieder verreisen und steigt in ein Flugzeug nach Übersee. Fatalerweise gerät sein Flug in ein heftiges Unwetter und stürzt mitten im Ozean ab. Chuck kann sich gerade noch auf ein aufblasbares Rettungsboot hieven und schafft es so die Nacht zu überstehen. Am nächsten Morgen wacht er auf einer Insel auf, die komplett verlassen zu sein scheint. Nun muss er sich mit seiner Situation arrangieren und sehen ob er es schaffen kann wieder nach Hause zu kommen.

Es ist schon eigenartig, aber immer wenn man den Namen Tom Hanks als Hauptdarsteller hört, scheint man einen tollen Film vor sich zu haben, zumindest kommt mir das in letzter Zeit immer öfter so vor. So ist der US-Star schon längst einer der beliebtesten Schauspieler in Hollywood und hat für seine überragenden Performances in Forrest Gump und Philadelphia beide Male den Oskar als Bester Hauptdarsteller gewonnen. Auch hier in Cast Away - Verschollen beweist er ein weiteres Mal, dass er eine unglaublich sympathische und unterhaltende Art des Schauspiels auf die Leinwand bringt, und zeigt sich von seiner besten Seite.

So schafft er es in einem Film, der mehr als zwei Drittel seiner Laufzeit auf Dialoge verzichtet trotzdem nicht die Spur von Langeweile aufkommen zu lassen und den Zuschauer am Ball bleiben zu lassen. Das ist auch Regie-Größe Robert Zemeckis Werk, der schon mit der Zurück-in-die-Zukunft-Trilogie und Forrest Gump bewiesen hat, dass er ein hervorragendes Gespür für Filme hat und seinen Stil durch viele verschiedene Werke beibehält und damit unterhaltsame und durchweg gute Streifen abliefert. Auch Cast Away ist wieder filmisch gesehen super und harmoniert mit einem stimmigen Soundtrack und einer toll geschriebenen Geschichte.

Allerdings ist der ausschlaggebende Faktor des Films im normalen Leben nichts als ein lebloses Objekt: Der Volleyball Wilson! Chuck findet den Volleyball in einem FedEx-Paket und malt ihm bald ein Gesicht auf um jemanden zu haben mit dem Er sich in einsamen Stunden unterhalten kann. Nie zuvor schaffte es ein Objekt sich so in das Herz der Zuschauer zu schließen und in einigen Momenten sogar Gänsehaut zu erzeugen, hier muss man vor allen Beteiligten wirklich den Hut ziehen, denn Wilson "Leben" einzuhauchen ist eine Meisterleistung.

Cast Away - Verschollen weiß trotz eintönigem Setting und einem Hauptcharakter der mit einem Stoffball redet unglaublich schnell zu vergehen und verdammt viel Spaß zu machen. Eine tolle und schmerzhafte Geschichte inszeniert zu einer Odyssee eines einsamen Mannes mit dem sympathischsten Volleyball aller Zeiten erschaffen einen Film, der einfach wunderbar ist und den man sich zu jeder Begebenheit ansehen kann. Ein fantastischer Tom Hanks und ein überragender Wilson schaffen für mich die perfekte Robinson-Crusoe-Hommage.

Wertung: 8/10

Tolles Casting für Wilson meint: Maxim Braun




Dienstag, 6. Januar 2015

Herz aus Stahl (2014)

Brad Pitt kommt in die Kinos als Anführer einer Panzermannschaft, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs eine extrem gefährliche Mission auf sich nehmen muss. Zudem bekommen sie einen neuen Schützen zugeteilt, der noch nie zuvor in einem Panzer saß und somit mehr eine Gefährdung als eine Hilfe darstellt. Schafft es David Ayer mit Herz aus Stahl einen atmosphärischen und düsteren Kriegsfilm zu erschaffen, oder ist das Ganze blanker Patriotismus?

Herz aus Stahl

Originaltitel: Fury
Produktionsland: China / Großbritannien / USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: David Ayer
Haupt-Darsteller: Brad Pitt, Logan Lerman, Shia LaBeouf, Jon Bernthal
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 134 Minuten
Kurzbeschreibung: Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs begeben sich Brad Pitt und seine Crew in ihrem Panzer Fury auf eine mutige Mission ins Nazi-Deutschland. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Wir schreiben den Monat April des Jahres 1945 und der Zweite Weltkrieg ist so gut wie vorbei. Allerdings sind gerade die letzten Kilometer des Deutschen Reiches um Berlin herum hart umkämpft und noch voll von deutschen Soldaten. Sergeant "Wardaddy" (Brad Pitt) kämpft in einer fünfköpfigen Besatzung mit seinem Sherman-Panzer "Fury" an der Front und verlor vor Kurzem seinen Schützen in einem Gefecht. Einspringen soll nun der junge Norman Ellison (Logan Lerman), der bis jetzt nichts als Schreibtischarbeit gemacht hat und folglich noch nie einen Deutschen tötete, was ihm natürlich nicht gerade hilfreich dabei ist, sich schnell in die raue Gruppe aus Kampfmaschinen einzufügen. Kurz bevor Deutschland kapituliert, soll sich die Truppe auf eine gefährliche Mission begeben, um die Herrschaft der Nationalsozialisten endgültig zu zerstören.

Herz aus Stahl liefert schöne Bilder, die authentisch und zutiefst bedrückend die Stimmung der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs einfangen sollen. Das schafft der Film zu großen Teilen auch, indem er uns aufwendige Panzergefechte zeigt, die man so noch nie zuvor gesehen hat. Sehr auffällig dabei sind zunächst die seltsam farbig anmutenden Schüsse, die auf den ersten Blick an Lasergeschosse aus Star Wars oder ähnlichen Sci-Fi-Streifen erinnern, aber realistisch darstellen sollen, wie tatsächlich damals sogenannte Tracer-Munition im Einsatz ausgesehen hat. So hat man das in noch keinem mir bekannten Kriegsfilm sehen können und es ist schön zu sehen, dass sich hier getraut wurde, neue Fakten einzubauen, die auf den ersten Blick vielleicht unwirklich erscheinen.

Genau diese Innovation und der Drang zu Neuem fehlt allerdings weitestgehend in einer Story, welche leider keinen Bogen um Fettnäpfchen macht, viel zu hollywoodklassisch daherkommt und uns altbekannte Bilder von Helden und Feinden vorzeichnet, die zwar nicht unnötig patriotisch dargestellt werden, allerdings auch nicht weiter hinterfragt werden. So ist es sehr schade, dass Soldaten nur als Tötungsorgane angesehen werden und der Film einem kaum die Chance lässt, eine vernünftige Grauzone zu erschaffen, welche das Kriegsgeschehen allgemein mehr kritisiert. Mehr wird Fury zu einem Actionfilm rund um eine Gruppe von Soldaten, die verzweifelt ihre Mission bestreiten und ihren Panzer wie ihre letzte Heimat verteidigen. 

Das macht auch das Herzstück des Films aus: Die Chemie zwischen den Charakteren, der ständige Druck und die Angespanntheit, gepaart sowohl mit der menschlichen als auch der unmenschlichen Seite des Krieges. So geraten unsere Protagonisten natürlich hin und wieder in Streitsituationen, genauso, wie sie sich manchmal wieder zusammenraffen und sich ihrer Aufgabe stellen müssen. Das scheint nichts Ungewöhnliches für einen Kriegsfilm zu sein, doch hier sticht schon deutlich hervor, dass man den Fokus auf die Kampfpanzer legt, welche in den meisten Filmen ja eher nebensächlich behandelt wurden, und man hier erst einen Eindruck davon bekommt, wie stark so eine Gruppe durch die von Allen bediente Maschine zusammengeschweißt wird.

Blickfang ist ein stark agierender Brad Pitt, dessen Charakter zwar nie wirkliche Tiefe erlangt, allerdings facettenreich ist und uns im Verlaufe des Films mehrere interessante Seiten präsentiert. Die eigentliche Hauptperson Norman, gespielt von Logan Lerman, ist leider zum Großteil unstabil und wenig nachvollziehbar geschrieben, was sich auch nicht durch einen soliden Lerman verdecken lässt. Das kreiert in einigen Szenen einen deutlichen Schwachpunkt des Films. Viel mehr überrascht ein Jon Bernthal positiv, da er seiner Figur die nötigen Charakterzüge verleiht und eine zum Teil widerliche und doch fabelhafte Performance abliefert. Auch Shia LaBeouf schafft es seine Rolle auszufüllen, ohne zu stören - was bei ihm nicht selbstverständlich ist.

Herz aus Stahl ist einen solider Actionfilm, der an vielen Stellen leider von einem zu klischeebetuchten Drehbuch heruntergezogen wird. Vor allem eine gute Kamera und einige tolle Darsteller machen noch das Beste aus dem Film und schaffen es am Ende doch, den Film trotz seiner vielen kleinen Mängel und Lücken interessant zu gestalten und an keiner Stelle langatmig wirken zu lassen. Somit bleibt der Streifen ein durchaus akzeptabler Kriegsfilm, der mit der Panzeroptik viele neue Eindrücke liefert, aber in Sachen Handlung und Substanz deutlich mehr hätte vertragen können.

Wertung: 6/10

Dieser Film stahl nicht mein Herz: Maxim Braun





Sonntag, 4. Januar 2015

Snowpiercer (2013)

Snowpiercer gilt für Einige als ein Geheimtipp, wenn man in Richtung Oskarverleihung 2015 schaut. Schafft es der Film vom südkoreanischen Regisseur Joon-Ho Bong wirklich, sich durch seinen Stil einen Platz im Rennen um die begehrten Trophäen zu sichern?

Snowpiercer

Originaltitel: Snowpiercer
Produktionsland: Frankreich / Südkorea / USA
Veröffentlichungsjahr: 2013
Regie: Joon-Ho Bong
Haupt-Darsteller: Chris Evans, Tilda Swinton, John Hurt, Ed Harris
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 126 Minuten
Kurzbeschreibung: In der Comic-Adaption Snowpiercer durchquert ein Zug mit einer dystopischen Mikrogesellschaft eine post-apokalyptische Eiswüste. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Wir befinden uns in der nahen Zukunft im Jahre 2031, die Welt wurde bei einem missglückten Versuch die Klimaerwärmung aufzuhalten in eine gewaltige Schicht aus Schnee und Eis gehüllt, und die letzten Überlebenden sitzen in einem Zug, der auf einer endlos langen Strecke Jahr für Jahr im Kreis fährt. In besagtem Zug herrscht eine strikte Rangordnung und so leben die armen Menschen im letzten Waggon aufeinander gepfercht und ernähren sich von widerwärtigen Proteinriegeln, während die Reichen in den vorderen Waggons hausen und sogar in die Sauna gehen können. Doch wenn es nach den aufständischen Bewohnern des hinteren Zugabteils geht, die vom intelligenten und kräftigen Curtis (Chris Evans) angeführt werden, soll sich das bald ändern, denn eine Revolution steht an. Welchen Preis die Rebellierenden bezahlen müssen, und gegen wen sie da eigentlich antreten, kann Anfangs allerdings niemand ahnen...

Snowpiercer ist ein wahrer Überraschungshit! So habe ich nicht damit gerechnet, welch unglaublich skurrilen und doch tiefsinnigen Streifen uns Joon-Ho Bong hiermit präsentiert und bin überrumpelt davon, wie eigenartig gut der Film doch ist. Zweifellos besitzt er einen Touch, der ihn nicht bei jedem Zuschauer beliebt machen wird, der aber so gekonnt vielen Klischees, die wir aus Hollywood kennen, den Rücken kehrt und es beherrscht, an den richtigen Stellen für tolle Überraschungsmomente zu sorgen. Das liegt vor allem an einer tollen Drehbucharbeit, bei der man sicherlich auch die Comicbuch-Vorlage honorieren muss, die hier ein Szenario erschafft, dass zwar Logik an vielen Stellen vermissen lässt, aber auf einer anderen Ebene, auf eine sozialkritische und metaphorische Weise, eine tolle Geschichte auf die Leinwand zaubert.

So ist Snowpiercer weder Arthouse noch Blockbuster, sondern bewegt sich gekonnt dazwischen auf einer Schiene, die ihm einen ganz eigenen Stil und auch einen sehr speziellen Look verleiht. Sicherlich spielt hier der starke Einfluss der asiatischen Filmwelt eine überaus große Rolle und führt den Film durch für den durchschnittlichen Kinogänger neues und erfrischendes Gebiet. Dafür muss man sich natürlich erst mal genug öffnen können, um jene markante Darstellung ins Herz zu schließen, doch wenn einem dies gelingt, kann man Snowpiercer nur gut finden. Und dabei sieht er auch noch super aus! Der Film kommt mit vielen tollen Kameraeinstellungen und Szenen, die man so schnell nicht vergessen wird. Zwar merkt man immer wieder, dass die Visual Effects nicht auf dem allerneuesten Stand sind, doch kann man da getrost drüber hinwegsehen.
 
Auch schauspielerisch ist der Film Spitzenklasse, so liefert Tilda Swinton eine wahnsinnig gute Performance ab und auch Leute wie, Ed Harris und Chris Evans, von dem ich als Nicht-Captain-America-Fan wirklich nicht viel erwartet habe, zeigen, dass sie fabelhafte Schauspieler sind. Hinzu kommen zahlreiche bekannte Gesichter, die in kleineren Rollen großen Spaß machen, und auch einige bei uns eher unbekannte südkoreanische Schauspieler wie Kang-Ho Song, die sich hier einen Namen machen. Einzig und allein das Ende stört etwas, dadurch, dass es sich etwas zu lang zieht und der Abschluss meiner Meinung nach nicht perfekt ist.

Snowpiercer stellt sich somit als vielschichtiges und toll inszeniertes Endzeitszenario heraus, welches man keinesfalls abschreiben darf, wenn man an die Academy-Awards denkt. So schafft es der Film, an vielen Stellen zu überraschen und mit seinem Stil eine merkwürdige und doch stimmungsvolle Atmosphäre zu erschaffen. Für jeden ist das hier sicherlich nichts, aber wer sich nicht von seiner Art abschrecken lässt, und offen für den Film ist, bei dem wird Snowpiercer fabelhaft ankommen.

Wertung: 7/10

Hat gestern seinen Schneemann gepierced: Maxim Braun