Dienstag, 6. Januar 2015

Herz aus Stahl (2014)

Brad Pitt kommt in die Kinos als Anführer einer Panzermannschaft, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs eine extrem gefährliche Mission auf sich nehmen muss. Zudem bekommen sie einen neuen Schützen zugeteilt, der noch nie zuvor in einem Panzer saß und somit mehr eine Gefährdung als eine Hilfe darstellt. Schafft es David Ayer mit Herz aus Stahl einen atmosphärischen und düsteren Kriegsfilm zu erschaffen, oder ist das Ganze blanker Patriotismus?

Herz aus Stahl

Originaltitel: Fury
Produktionsland: China / Großbritannien / USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: David Ayer
Haupt-Darsteller: Brad Pitt, Logan Lerman, Shia LaBeouf, Jon Bernthal
Altersfreigabe: FSK 16
Laufzeit: 134 Minuten
Kurzbeschreibung: Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs begeben sich Brad Pitt und seine Crew in ihrem Panzer Fury auf eine mutige Mission ins Nazi-Deutschland. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Wir schreiben den Monat April des Jahres 1945 und der Zweite Weltkrieg ist so gut wie vorbei. Allerdings sind gerade die letzten Kilometer des Deutschen Reiches um Berlin herum hart umkämpft und noch voll von deutschen Soldaten. Sergeant "Wardaddy" (Brad Pitt) kämpft in einer fünfköpfigen Besatzung mit seinem Sherman-Panzer "Fury" an der Front und verlor vor Kurzem seinen Schützen in einem Gefecht. Einspringen soll nun der junge Norman Ellison (Logan Lerman), der bis jetzt nichts als Schreibtischarbeit gemacht hat und folglich noch nie einen Deutschen tötete, was ihm natürlich nicht gerade hilfreich dabei ist, sich schnell in die raue Gruppe aus Kampfmaschinen einzufügen. Kurz bevor Deutschland kapituliert, soll sich die Truppe auf eine gefährliche Mission begeben, um die Herrschaft der Nationalsozialisten endgültig zu zerstören.

Herz aus Stahl liefert schöne Bilder, die authentisch und zutiefst bedrückend die Stimmung der letzten Tage des Zweiten Weltkriegs einfangen sollen. Das schafft der Film zu großen Teilen auch, indem er uns aufwendige Panzergefechte zeigt, die man so noch nie zuvor gesehen hat. Sehr auffällig dabei sind zunächst die seltsam farbig anmutenden Schüsse, die auf den ersten Blick an Lasergeschosse aus Star Wars oder ähnlichen Sci-Fi-Streifen erinnern, aber realistisch darstellen sollen, wie tatsächlich damals sogenannte Tracer-Munition im Einsatz ausgesehen hat. So hat man das in noch keinem mir bekannten Kriegsfilm sehen können und es ist schön zu sehen, dass sich hier getraut wurde, neue Fakten einzubauen, die auf den ersten Blick vielleicht unwirklich erscheinen.

Genau diese Innovation und der Drang zu Neuem fehlt allerdings weitestgehend in einer Story, welche leider keinen Bogen um Fettnäpfchen macht, viel zu hollywoodklassisch daherkommt und uns altbekannte Bilder von Helden und Feinden vorzeichnet, die zwar nicht unnötig patriotisch dargestellt werden, allerdings auch nicht weiter hinterfragt werden. So ist es sehr schade, dass Soldaten nur als Tötungsorgane angesehen werden und der Film einem kaum die Chance lässt, eine vernünftige Grauzone zu erschaffen, welche das Kriegsgeschehen allgemein mehr kritisiert. Mehr wird Fury zu einem Actionfilm rund um eine Gruppe von Soldaten, die verzweifelt ihre Mission bestreiten und ihren Panzer wie ihre letzte Heimat verteidigen. 

Das macht auch das Herzstück des Films aus: Die Chemie zwischen den Charakteren, der ständige Druck und die Angespanntheit, gepaart sowohl mit der menschlichen als auch der unmenschlichen Seite des Krieges. So geraten unsere Protagonisten natürlich hin und wieder in Streitsituationen, genauso, wie sie sich manchmal wieder zusammenraffen und sich ihrer Aufgabe stellen müssen. Das scheint nichts Ungewöhnliches für einen Kriegsfilm zu sein, doch hier sticht schon deutlich hervor, dass man den Fokus auf die Kampfpanzer legt, welche in den meisten Filmen ja eher nebensächlich behandelt wurden, und man hier erst einen Eindruck davon bekommt, wie stark so eine Gruppe durch die von Allen bediente Maschine zusammengeschweißt wird.

Blickfang ist ein stark agierender Brad Pitt, dessen Charakter zwar nie wirkliche Tiefe erlangt, allerdings facettenreich ist und uns im Verlaufe des Films mehrere interessante Seiten präsentiert. Die eigentliche Hauptperson Norman, gespielt von Logan Lerman, ist leider zum Großteil unstabil und wenig nachvollziehbar geschrieben, was sich auch nicht durch einen soliden Lerman verdecken lässt. Das kreiert in einigen Szenen einen deutlichen Schwachpunkt des Films. Viel mehr überrascht ein Jon Bernthal positiv, da er seiner Figur die nötigen Charakterzüge verleiht und eine zum Teil widerliche und doch fabelhafte Performance abliefert. Auch Shia LaBeouf schafft es seine Rolle auszufüllen, ohne zu stören - was bei ihm nicht selbstverständlich ist.

Herz aus Stahl ist einen solider Actionfilm, der an vielen Stellen leider von einem zu klischeebetuchten Drehbuch heruntergezogen wird. Vor allem eine gute Kamera und einige tolle Darsteller machen noch das Beste aus dem Film und schaffen es am Ende doch, den Film trotz seiner vielen kleinen Mängel und Lücken interessant zu gestalten und an keiner Stelle langatmig wirken zu lassen. Somit bleibt der Streifen ein durchaus akzeptabler Kriegsfilm, der mit der Panzeroptik viele neue Eindrücke liefert, aber in Sachen Handlung und Substanz deutlich mehr hätte vertragen können.

Wertung: 6/10

Dieser Film stahl nicht mein Herz: Maxim Braun





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