Montag, 2. Februar 2015

Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit (2014)

Michael Keaton begeistert als alternder Ex-Superheld in Alejandro González Iñárritus neuem Drama Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit, der als einer der ganz großen Oscar-Favoriten gilt, und mit ganzen 9 Nominierungen neben Grand Budapest Hotel die Liste anführt. Wird der Film seinem Ruf auch gerecht?
 

Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit

Originaltitel: Birdman
Produktionsland: Kanada / Frankreich / USA
Veröffentlichungsjahr: 2014
Regie: Alejandro González Iñárritu
Haupt-Darsteller: Michael Keaton, Edward Norton, Emma Stone, Zach Galifianakis
Altersfreigabe: FSK 12
Laufzeit: 120 Minuten
Kurzbeschreibung: Alejandro González Iñárritu verfilmt das Drama Birdman um den ehemaligen Darsteller eines Superhelden, der einen Neustart am Broadway versucht. (Quelle: Moviepilot.de)


Kritik:

Riggan Thompson (Michael Keaton) war mal einer der ganz Großen. Durch seine Verkörperung des Superhelden Birdman in einer Filmtrilogie wurde der Schauspieler zum gefeierten Superstar, doch umso tiefer wurde auch sein Fall, nachdem er die Rolle an den Nagel hing. Aktuell arbeitet er an einem Broadway-Stück, mit dem er nun endlich abseits seiner Ex-Heldenrolle erfolgreich als Regisseur und Schauspieler werden will. Dabei schlägt er sich unter anderem mit dem talentierten aber problematischen Schauspieler Mike (Edward Norton), seiner gerade aus dem Entzug kommenden Tochter (Emma Stone) und seinem Agenten (Zach Galifianakis) herum, sowie mit seinem Alter Ego Birdman, das ihm als Stimme in seinem Kopf immer wieder in die Vergangenheit zerren will.

Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit ist nicht nur ein sehr gutes Beispiel für dämliche deutsche Filmtitel, sondern auch für wirklich gute Ideen und fantastische Umsetzungen. Dieser Film ist das, was der Oscarsaison bis jetzt noch so sehr gefehlt hat, ein Streifen, der gut geschrieben ist, und sich an vielen Stellen traut innovativ und experimentell zu agieren, und das alles auf eine Art und Weise, die wundervoll funktioniert und dem Film einen wunderbaren Stil verleiht. Alejandro González Iñárritu bringt all das, was uns die anderen Oscar-Filme bis jetzt an Substanz haben vermissen lassen, und kreiert obendrauf noch einen einzigartigen und unterhaltsamen Film.

So ist Birdman verständlicherweise nichts für jedermann, und teils auch ein Film, der mit etwas schwierigeren Längen daherkommt, doch mit so viel Gefühl für die richtigen Szenen und subtilem Humor, dass man darüber glatt hinwegsehen kann. Gleichzeitig schafft der Streifen es eine dramatische Tragödie zu erzählen, die den Zuschauer mitreißt, aber nie runterzieht, nein eher sogar bis zum Ende beflügelt! Durch seine tolle Kameraführung, die, ausgenommen von Anfang und Ende des Films, ohne sichtbare Schnitte auskommt, und den unglaublich stimmigen Percussion-Soundtrack wird der Zuschauer im Kinosaal Zeuge einer gnadenlos künstlerischen und zauberhaften Atmosphäre, die einen so einfach nicht mehr loslässt.

Genauso fesselnd agieren Birdmans Darsteller. Versucht Michael Keaton die ganze Zeit im Film der Phönix aus der Asche zu sein, gelingt ihm dies auch persönlich durch seine schauspielerische Darbietung im Streifen. Auf seinen Schultern wird der Film über die vollen 120 Minuten getragen, und vor allem in der zweiten Hälfte dreht er noch mal so richtig auf. Auch auf keinen Fall vergessen werden darf Edward Norton, welcher es in der ersten Hälfte des Films sogar schafft, Keaton auszustechen, und eindeutig eine der besten Nebendarsteller-Performances des Jahres abliefert.

Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit begeistert mit innovativen Bildern, nervenaufreibendem Sound, einer vielschichtigen und zum Nachdenken anregenden Story und sehr vielen selbstreflektierenden Motiven, so dass man schon fast das brillante Cast vergisst; aber auch nur fast. Dabei ist der Film eindeutig anders und vor allem etwas für Kinogänger, die nicht vor Dramen zurückschrecken, die künstlerisch auf hohem Niveau agieren, und dafür auch viel Gebrauch von ruhigen und langwierigen Szenen machen. Alles in allem ist Birdman aber ein einzigartiges Filmerlebnis und zurecht einer der ganz großen Big-Picture-Favoriten.

Wertung: 8/10

Der Typ hat nen Vogel: Maxim Braun



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